Neue Züge für die U-Bahn in Boston, eine Absichtserklärung für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn mit Russland und bald vielleicht auch noch der Zuschlag für ein Projekt in Kalifornien: Chinas Schienenfahrzeughersteller werden im Ausland zunehmend aktiver.
Diese Entwicklung ist ein deutliches Zeichen dafür, dass inzwischen nicht mehr nur Low-End-Produkte „made in China“ sind, sondern vermehrt auch Hightech-Produkte.
Offiziellen Angaben zufolge sind die Preise für chinesische Züge mit einer Geschwindigkeit von mehr als 250 km/h kontinuierlich zurückgegangen. Die Preisreduktion kann auf die Erhöhung der lokalen Produktionsquote sowie die enorme Reduzierung der Entwicklungskosten zurückgeführt werden. Zurzeit werden über 90 Prozent der Bahneinzelteile in China selbständig hergestellt.
Die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitsbahnen gilt in der Fertigungsindustrie als Symbol für das Erreichen der höchsten Entwicklungsstufe eines Staates. Seit der zweiten Jahreshälfte 2013 hat Premier Li Keqiang die „chinesischen Hochgeschwindigkeitsbahnen“ bei mehreren Staatsbesuchen explizit empfohlen. Ihre drei größten Vorteile sind die moderne und sichere Technik, die günstigen Preise und die ausreichende Betriebserfahrung.
Trotzdem wurden chinesische Züge mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h bisher noch nicht wirklich exportiert. Experten weisen darauf hin, dass beim Export von Eisenbahnen eine Vielzahl von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Damit der Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn in einem Land Sinn macht, braucht es beispielsweise eine bestimmte Bevölkerungsdichte und ein bestimmtes wirtschaftliches Entwicklungsniveau. In vielen Ländern sind diese Voraussetzungen nicht gegeben. Andere Länder können die großen Ausgaben für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn nicht stemmen. Deshalb gibt es nicht so viele Länder und Regionen, in die die chinesischen Hochgeschwindigkeitsbahnen exportiert werden können. Ein weiteres großes Exporthindernis stellen die verschiedenen technischen Standards dar.
Wie lassen sich diese Hindernisse und Probleme lösen? Zuerst einmal müssen die chinesischen Hersteller ihre Hochgeschwindigkeitsbahnen an die Anforderungen des Zielmarktes anpassen. Innovation ist ein weiterer Schlüsselbegriff. Die CSR Corporation zum Beispiel hat vor kurzem in Anwesenheit der Regierungschefs beider Länder mit der TU Dresden und der Universität Stuttgart eine Vereinbarung zur Gründung eines „gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungszentrums zwischen China und Deutschland bei den Schienenverkehrstechnologien“ unterzeichnet. Dies zeigt den Willen der chinesischen Eisenbahnindustrie, in ausländischen Märkten Fuß zu fassen und langfristig Hightechprodukte für den Schienenverkehr zu exportieren.