In Mexiko soll mit chinesischer Hilfe bis 2017 eine Hochgeschwindigkeitsbahn gebaut werden, in Russland bis 2018. Und auch beim ersten Hochgeschwindigkeits-Projekt in den USA ist ein Bewerber aus China im Rennen.

Spätestens im Jahr 2029 soll eine Hochgeschwindigkeitsbahn die beiden kalifornischen Metropolen Los Angeles und San Francisco miteinander verbinden. Die Bahn würde die Reisezeit für die 800 Meilen lange Strecke auf unter drei Stunden verkürzen. In einer zweiten Phase sollen Sacramento und San Diego ans Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden.

Heute Mittwoch läuft die Frist für die Interessensbekundung ab. Nach Angaben von Reuters bekundet auch die China CNR Corporation Interesse an der Lieferung der 95 Hochgeschwindigkeitszüge. Für die Vergabe des Projekts, das ein Gesamtvolumen von 68 Milliarden US-Dollar aufweist, ist die California High-Speed Railway Authority (CHSRA) in Sacramento zuständig. Bei der geplanten Linie von Los Angeles nach San Francisco handelt es sich um die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke in den USA.

„Wir sind noch nicht sicher, ob wir die Namen der Interessenten veröffentlichen werden“, sagt CHSRA-Pressesprecherin Lisa Marie Alley auf Anfrage.

Spätestens anfangs nächsten Jahres will die CHSRA ihr Projekt offiziell ausschreiben. Die Züge müssen mindestens 200 Meilen pro Stunde fahren und 450 Passagieren Platz bieten. Die amerikanische SunGroup, ein Partnerunternehmen der China CNR Corporation, wirbt auf ihrer Webseite mit einem Zug, der eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Meilen pro Stunde erreicht, über eine gute Steigfähigkeit verfügt und wenig Lärm verursacht.

Der erfolgreiche Bewerber ist gesetzlich verpflichtet, die Züge für das Projekt in den USA herzustellen. „Die CHSRA hofft, mit diesem Projekt in Kalifornien eine Industrie für Hochgeschwindigkeitsbahnen zu schaffen“, erklärt CHSRA-Informationsmanager Orville Thomas. „Die Züge müssen nicht unbedingt in Kalifornien, aber zumindest in den USA hergestellt werden.“

Laut CHSRA-Pressesprecherin Alley steht das Kalifornien-Projekt allen Interessenten einschließlich Staatsunternehmen offen.

Ganz anders im Bundesstaat Massachusetts. Hier könnte der China CNR Corporation bei der Vergabe eines Auftrags in Höhe von fast 570 Millionen US-Dollar ihre Zugehörigkeit zum chinesischen Staat zum Verhängnis werden. Die CNR gilt als Favoritin für die Lieferung von neuen Zugkompositionen an die Massachusetts Bay Transportation Authority. Wie der Boston Globe berichtete, könnte ein potenzieller Deal aber an den Verbindungen der CNR zur chinesischen Regierung scheitern, weil Washington Beijing Menschenrechtsverletzungen vorwirft.

Das kalifornische Stimmvolk hat im Jahr 2008 einem Kredit in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn zugestimmt. Inzwischen gibt es aber Befürchtungen über ausufernde Kosten. Gouverneur Jerry Brown hat daher während seiner Handelsreise nach Shanghai im vergangenen Jahr auch für das geplante Bahn-Projekt geworben.

In etwas mehr als einer Dekade hat China das größte Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt gebaut. Die Volksrepublik ist bereit, ihre Bahntechnologie und ihr Knowhow zu exportieren. Während dem Besuch von Ministerpräsident Li Keqiang in Russland vor einigen Tagen haben sich die beiden Länder über den Bau einer Hochgeschwindigkeitsverbindung von Moskau ins 770 Kilometer entfernte Kasan geeinigt.

In Mexiko war ein Konsortium unter chinesischer Führung der einzige Bewerber für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mexiko-Stadt nach Querétaro. Mit dem Bau des vier Milliarden US-Dollar teuren Projekts soll im Dezember begonnen werden. Die Inbetriebnahme der neuen Linie ist für das Jahr 2017 geplant.

US-Präsident Barack Obama ist ein großer Befürworter von Hochgeschwindigkeitsbahnen. Infolge des Widerstands der Republikaner sind die meisten Bahnprojekte seiner Administration jedoch ins Stocken geraten. Statt für neue Hochgeschwindigkeitslinien wird der Großteil der gesprochenen Bundesgelder für die Modernisierung des bestehenden Amtrak-Netzes verwendet.