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Wirtschaftswachstum: Die Bahn soll's richten

(German.people.cn)
Dienstag, 05. August 2014
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Chinas Schwerindustrie kämpft mit massiven Überkapazitäten. Abhilfe soll nun der Ausbau des Schienennetzes bringen. Allerdings müssen hierfür zuerst Investoren gefunden werden.

Diverse Indikatoren deuten darauf hin, dass Chinas Wirtschaft in der ersten Hälfte 2014 ihr Wachstumsziel von 7,5 Prozent nicht erreichen wird. In der zweiten Jahreshälfte erhofft sich die Regierung in Beijing wichtige Impulse vom Eisenbahnbau. Vor allem die Schwerindustrie – allen voran die Produzenten von Stahl, Zement oder Glas – dürfte vom Ausbau des Schienennetzes profitieren.

Ein erstes positives Signal kommt von der China Railway Corporation. Die Betreiberin des nationalen Eisenbahnnetzes hat ihr diesjähriges Investitionsbudget im Mai von 720 auf 800 Milliarden Yuan RMB (97 Milliarden Euro) aufgestockt. Mit diesen zusätzlichen Geldern soll die Realisierung von 48 neuen Bahnprojekten in der zweiten Jahreshälfte realisiert werden.

Professor Zhao Jian von der Beijinger Jiaotong-Universität geht davon aus, dass der Eisenbahnbau die Nachfrage nach Stahl, Zement und anderen Industriegütern wieder erhöhen und so zum Abbau von Überkapazitäten beitragen wird. In China wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres mit 411,91 Millionen metrischen Tonnen drei Prozent mehr Rohstahl produziert als vor einem Jahr. Die Produktion von Roheisen stieg um 0,5 Prozent auf 362,02 Millionen metrische Tonnen an.

Massive Überkapazitäten

Gemäß des Verbands der chinesischen Eisen- und Stahlindustrie hat die Stahlindustrie noch immer mit verlustreichen Überkapazitäten von 180 bis 240 Millionen metrischen Tonnen zu kämpfen. Entsprechend viel versprechen sich Chinas Stahlproduzenten von den neuen Bahnprojekten. In diesem Jahr soll das Schienennetz um über 7000 Kilometer erweitert werden – ein Viertel mehr als im Vorjahr.

„Die Investitionen im Eisenbahnbau sind im Vergleich zu anderen Konjunkturpaketen eine praktische Form zur Unterstützung des Arbeitsmarkts“, erklärt Professor Zhao. „Sie haben direkten Einfluss auf das Wirtschaftswachstum des Landes. Gleichzeitig treiben sie die Urbanisierung voran und reduzieren somit die regionale Ungleichheit.“

Laut Wang Mengshu von der Chinesischen Ingenieursakademie wird die neue Erweiterungsrunde im Bahnbau alle Provinzhauptorte miteinschließen. Die größten Profiteure dieser Strategie sind seiner Meinung nach die Städte im Westen Chinas.

Großer Nachholbedarf

Dass die Volksrepublik im Eisenbahnsektor noch großen Nachholbedarf hat, beweist der Vergleich mit den USA. Obwohl China mehr als viermal so viele Einwohner zählt wie die Staaten, ist sein Schienennetz mit 100.000 Kilometern fast dreimal weniger lang als das amerikanische (272.000 Kilometer).

Bahnexperte Wang Mengshu weiß um diese Diskrepanz. „Der Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes, des Güterverkehrs und der Intercity-Verbindungen bringt weit mehr als nur Komfort. Er hat das Potenzial, das Leben der Menschen und die Handelsstruktur des Landes zu verändern“, sagt Wang. „Ich bin überzeugt, dass sich der Ausbau auch positiv auf die Verteilung der Bevölkerung auswirken wird.“

Investoren gesucht

Um das private Kapital zu generieren, das zum Ausbau des Bahnnetzes erforderlich ist, hat Chinas Zentralregierung im Juli einen Entwicklungsfonds ins Leben gerufen. Der sogenannte China Railway Development Fund wird von der China Railway Corporation verwaltet werden. Seine Laufzeit wird vorerst 15 bis 20 Jahre betragen, kann aber vom Staatsrat beliebig verlängert werden.

Zuerst müssen allerdings Investoren gefunden werden, was nach Einschätzung von Finanzprofessor He Jingtong von der renommierten Nankai-Universität in Tianjin gar nicht so einfach sein wird. Die hohen Schulden der China Railway Corporation könnten mögliche Interessenten abschrecken, befürchtet He. In Anbetracht der schwerfälligen Verwaltung des Staatsunternehmens hält er es zudem für unwahrscheinlich, dass das notwendige Kapital für den Fonds innerhalb kurzer Zeit zusammenkommt. Bis dahin werden Chinas Stahl- und Zementhersteller wohl oder übel weiter mit Überkapazitäten kämpfen müssen.

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