People's Daily Online: Und welche prägenden Erfahrungen haben Sie bisher bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen gemacht?
Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass Chinesen sich nicht so einfach aus der Ruhe bringen lassen. In einer chinesischen Institution kann es manchmal vorkommen, dass dir dein Vorgesetzter erst in letzter Minute mitteilt, dass du an einer Dienstreise teilnehmen wirst. Das war für mich als Deutsche anfangs etwas gewöhnungsbedürftig.
Später habe ich aber verstanden, dass aufgrund des hierarchischen Aufbaus chinesischer Institutionen die Planung für solche Dinge zunächst mehrere Instanzen durchlaufen muss, sodass tatsächlich manchmal erst sehr kurzfristig das endgültige Okay für eine Veranstaltung vorliegt und entsprechend weitergegeben wird.
People's Daily Online: Was würden Sie anderen Menschen, die sich beruflich oder privat mit China beschäftigen, mit auf den Weg geben?
Wer als Deutscher erstmals mit China in Kontakt kommt, sollte sicherlich eine Prise Gelassenheit mitbringen und innerlich darauf vorbereitet sein, dass sich China ständig verändert. Am deutlichsten wird das vielleicht am Stadtbild chinesischer Metropolen, das sich in einem ständigen Wandel befindet.
Menschen, die wie ich in einem interkulturellen Kontext arbeiten, empfehle ich etwas mehr Bescheidenheit. Eine Lektion, die auch ich noch verinnerlichen muss. Keiner sollte glauben, der Weisheit letzten Schluss zu besitzen. Egal, ob in Deutschland oder in China, Verständnis, Toleranz und Einfühlungsvermögen sowie aufrichtiges Interesse sind immer eine gute Basis für gelingende interkulturelle Verständigung.
People's Daily Online: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben!