People's Daily Online: Mit welchen Vorurteilen zu China sahen Sie sich denn vor Ihrem Aufenthalt dort konfrontiert und sehen Sie diese bestätigt?
Verena Menzel: Also ganz konkret: dass die Chinesen alle Reis essen, dass man in China überall Glückskekse bekommt und es dort dasselbe Essen wie in den deutschen Chinarestaurants serviert wird. Bei all diesen Dingen sollte ich eines Besseren belehrt werden.
Ich war zudem damals während meiner ersten Chinareise im Jahr 2006 auf alle Eventualitäten vorbereitet und führte zum Beispiel alle nur erdenklichen Zahlungsmittel und sogar eine große Flasche mit Desinfektionsmittel in meinem Rucksack mit. Ich kenne sogar Leute, die noch immer mit eigenem Toilettenpapier im Gepäck nach China reisen. Das ist natürlich etwas albern.
Einmal besuchte ich in Deutschland mit einer chinesischen Freundin Verwandte aus dem Oberallgäu. Deren Kinder stellten mir und meiner Freundin Fragen wie: Gibt es in China H&M? Oder: Kennt man dort ausländische Serien? Auch die Frage, ob man in China tatsächlich Hunde und Katzen äße, wurde gestellt. Bei meiner chinesischen Freundin sorgten diese Fragen für einiges Gelächter. Für die Chinesen ist es immer ganz absurd, dass die Deutschen manchmal Dinge annehmen, wie dass es in China keine richtigen Krankenhäuser gibt oder Ähnliches.
People's Daily Online: Wie lange leben Sie nun schon in China und welche Unterschiede oder Ähnlichkeiten sind Ihnen eventuell im Vergleich zu einem Leben in Deutschland aufgefallen?
Verena Menzel: Ich lebe nun schon seit 2011 in Beijing, also schon etwas über sieben Jahre. Inzwischen kommt mir das meiste in China ganz selbstverständlich vor. Ich habe mich an die vielen Menschen und auch an den Geräuschpegel gewöhnt. Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten mit der ständigen Beschallung. Am schlimmsten war es in den Mensen. Jedes Mal verließ ich völlig fertig den Essenssaal.
Zurück in Deutschland fühlte ich mich dann anfangs immer wie in einer schalldichten Kammer. Meine Familie lebt dort in einem Vorort von Darmstadt, wo besonders wenig los ist.
Alles in allem habe ich jedoch auch die Erfahrung gemacht, dass man - egal an welchem Ort der Welt man sich gerade befindet - irgendwann eine Routine entwickelt, besonders wenn man länger an irgendeinem Ort bleibt. Bald kann man sich dabei beobachten, dass man immer dieselben Wege geht.
![]() | ![]() |
Silvia Kettelhut: Wir können voneinander lernen und zu einem guten Mittelweg kommenAls promovierte Sinologin hat sich Silvia Kettelhut intensiv mit der modernen chinesischen Literatur beschäftigt. Sie hat Lao She und etliche chinesische Schriftstellerinnen und Schriftsteller ins Deutsche übersetzt.
In den 1940ern hatten die Vereinigten Staaten ihre „Rosie die Nieterin". Nun hat China eine moderne Version seiner eigenen weiblichen Arbeitsheldin, „Wang die Schweißerin".Ein Team aus 18 Schweißern leitend, von denen die meisten Frauen sind, widmet Wang Zhongmei, 36, sich ganz der häufig aufreibenden und gefährlichen Arbeit, eine, die sie von ihrem Vater erlernt hat, einem fähigen eigenständigen Schweißer.