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Die Null-Punkte-Rebellion (6)

(German.people.cn)
Montag, 20. November 2017
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Er möchte nicht als Normalo durchgehen, aber er habe mittlerweile erkannt, dass er fürs Schreiben nicht gut genug sei. „Eigentlich fehlt mir das literarische Talent, ich bin kein Han Han.”

Xu hat das Gefühl, sich selbst ein Studentenleben schuldig zu sein, will das jetzt „nachholen”. Dafür muss er nochmal den Gaokao machen.

Etwas mit Medien möchte er machen, mit einer systematischen Ausbildung könne er sein Schreiben vielleicht verbessern.

Dafür lernt Xu jetzt wieder die Sachen, die er früher für unnütz gehalten hat. Jeden Tag nimmt er zwei Seiten mit Vokabeln zur Arbeit, mit einer App hört er sich aufgenommene Unterrichtsstunden zu klassischem Chinesisch an. Der Lehrer sei besonders unterhaltsam und wenn Xu hört, wie er die Schüler zum Lachen bringt, muss er manchmal selbst lachen, ganz so als wäre er selbst im Klassenraum.

Wie bei seinem ersten Anlauf hat Xu seinen Eltern auch diesmal nichts von seinen Plänen erzählt. Diesmal werde er ihnen aber eine angenehme Überraschung bereiten.

In dem Sommer damals erreichte das Verhältnis zu seinem Vater einen eisigen Tiefpunkt. Für den Mann, der nie eine Oberschule besucht hatte, blieb die Entscheidung seines Sohnes immer ein Mysterium, er war enttäuscht über die nicht bestandene Prüfung. Als die Medien damals schrieben, „Schüler fordert Bildungssystem heraus”, rastete der Vater aus, bezeichnete die Aktion als „Verbrechen”. In den Jahren danach hatte er nur über Li Meng Kontakt zu seinem Sohn. Irgendwann akzeptierte er, dass sein Sohn wohl nicht den normalen Weg mit einer sicheren Beschäftigung einschlagen kann, fing dann an ihm eine baldige Heirat nahezulegen, um wenigstens wie alle anderen eine Familie zu gründen.

Als Xu nach seinem „Selbstmord” damals wieder nach Hause kam, wurde ihm klar, dass nur seiner Familie sein Verschwinden aufgefallen war, sein Vater hatte ganz Mengcheng auf den Kopf gestellt. Xu hatte damals zwar ein schlechtes Gewissen, schenkte seinem Vater aber nichts als Verachtung.

Mittlerweile ist Xu selbst Vater, einmal ging seine Tochter in einem Supermarkt fast verloren. Die fünf Minuten, in denen er seine Tochter nicht finden konnte, waren die Hölle und ihm wurde klar, was sein Vater damals durchgemacht haben muss.

Heute merke er, dass er einen Teil des Vertrauens in seiner Familie für immer verspielt habe. Als er seiner Schwester erzählte, er wolle ein zweites Mal den Gaokao machen, habe sie ihm geraten sich diesmal gut vorzubereiten. „Die fragt sich bestimmt, was ich wieder vorhabe”, meint Xu.

Er bereue deswegen seine Entscheidung damals.

Als Oberschüler lehnte Xu vieles ab, beschimpfte seinen Vater als „Heuchler”. Der Vater, eigentlich die absolute Autorität in der Familie, wurde gar nicht wütend, denn er wusste nicht, was das Wort bedeutet.

Heute sagt Xu, er sei jetzt selbst einer der „Heuchler”, über die er damals geschimpft habe: Wenn er könnte, würde er heute zu seinem 18-jährigen Selbst genau das sagen, was sein Vater damals immer gesagt hat: „Werd erwachsen!” – aber für solche Sprüche hätte sein schweigsames 18-jähriges Selbst sicher nichts als Verachtung übrig. 


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