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Die Null-Punkte-Rebellion (2)

(German.people.cn)
Montag, 20. November 2017
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Genau wie er damals mit dem normalen Bildungsweg gebrochen hat, will er heute weg von der Produktionslinie, sich nochmal neu orientieren.

Im Internet sprechen viele, die davon mitbekommen habe, von einem Happy End, von einem Schlag ins Gesicht aller, die das Bildungssystem für nutzlos halten. Ein Reporter gratuliert ihm am Telefon: „Das ist super!”

Für Xu sind das Seitenhiebe, die er nicht akzeptieren kann: „Das hört sich ja so an, als wäre ich damals nicht auf dem rechten Weg gewesen, ich ihn jetzt aber gefunden hätte?!”

Mit null Punkten durch den Gaokao rasseln, das entschied Xu nicht von heute auf morgen, der Entschluss reifte über drei Jahre langsam heran. Xu, mit seinem dunklen Teint und seiner schmalen Statur, sei ein schweigsamer Schüler gewesen, der immer ein bisschen so ausgesehen habe, als wäre er nicht richtig wach, im Klassenzimmer kaum zu sehen in der letzten Reihe. Sein damaliger Klassenlehrer meint, „er war kein merkwürdiger Schüler, er war auch kein ungezogener Schüler”, er habe sich einfach nicht genug für den Stoff interessiert. Der Klassenlehrer mutmaßt, Xu habe die Zeit mit Computerspielen verschwendet. Wie viele andere Jungs in seiner Klasse hing Xu damals tatsächlich viel in Internetcafés unweit der Schule rum, musste abends oft von dort abhauen, wenn die Lehrer kamen, um die Jungs zurück in die Schule zu holen.

Aber Xu hat eigentlich gar keine Computerspiele gespielt. In den Internetcafés, wo nie Ruhe herrschte, es permanent nach Zigarettenqualm und Instant-Nudeln roch, verbrachte Xu seine Zeit mit Lesen. Damals wurden Blogs und Foren gerade unheimlich populär, für den Schüler aus dem ländlichen Anhui war das eine Zeit geistiger Erneuerung. Er hatte ein neues Vorbild: Han Han, dessen Blog im Jahr 2007 die Grenze von 100 Millionen Klicks durchbrach. Unter dem Einfluss der Blogs und Foren fing Xu an sich Gedanken über das Bildungssystem zu machen, er wurde immer wütender, hatte das Gefühl, betrogen worden zu sein.

Das war in der Zeit, als ganz China über bekannte Blogger wie Han Han oder Jiang Fangzhou diskutiert hat. 2007 nahmen 80.000 Menschen an einem Essaywettbewerb teil, der den Gewinnern einen außerordentlichen Hochschulzugang versprach. So viele Leute hatten sich vorher noch nie für den Wettbewerb angemeldet.

Dieser Trend ließ Xu auch nicht kalt, in drei Jahren Oberschule schrieb er regelmäßig Tagebuch, insgesamt über 300.000 Schriftzeichen. Die Auseinandersetzung mit dem Bildungssystem wurde fester Teil seines Lebens.

Xu hat noch drei andere Geschwister, er war eigentlich Hoffnungsträger in seiner Familie, sollte in die Schule, damit es ihm einmal bessergeht und er für die Eltern sorgen kann. Man kennt ihn im Dorf und ist dort überzeugt, dass man durch Bildung das eigene Schicksal in die Hand nehmen kann. Im Dorf gibt es nicht wenige, die als Sekundarschüler oder sogar Grundschüler schon arbeiten und Geld verdienen müssen, Xu sollte einen anderen Weg gehen.


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