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Die Null-Punkte-Rebellion (3)

(German.people.cn)
Montag, 20. November 2017
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Mit zwei guten Freuden — Li Meng und Zhang Ke (Namen geändert) — hatte er ein paar goldene Jahre in der Sekundarschule. Die drei gehörten immer zu den Klassenbesten. Schule war alles für sie, sie spornten sich gegenseitig an, halfen sich, liehen sich untereinander Stifte aus, unterhielten sich über den Stoff. Das war eine gute Zeit und Xu erinnert sich, dass man sich damals über vieles einfach nicht so viele Gedanken gemacht habe wie später.

Irgendwann später wechselte Li Meng auf eine Schule nach Xinjiang, Zhang Ke kam nach bestandener Aufnahmeprüfung für die Oberschule Nr. 2 in eine andere Klasse. Im ersten Jahr an der der Oberschule verlor Xu sich dann immer mehr im Internet.

In seinem Blog hielt Xu die Überschriften seiner Tagebucheinträge aus drei Jahren Oberstufe fest, insgesamt 1500. 120 Mal schwor er sich in der Schule weiter durchzubeißen, 61 Mal sah er keine Bedeutung mehr und stellte alles wieder in Frage. Heute könne er sich nicht mehr erinnern, wie es damals zu Titeln wie „Will wirklich nicht mehr leben!” oder „Will das Hackmesser ausprobieren!” kam.

Xu überkam damals ein Gefühl von großer Verantwortung. Er hatte sich etwas zum Ziel gesetzt, das größer war als er selbst: Die Reform des Bildungssystems. Er wollte sein wie Don Quijote, nicht länger einfach nur still zusehen.

Der Schüler mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt in der Schule hatte nie etwas von Cervantes gelesen, nur in irgendwelchen Filmen gesehen, wie alte Männer im Kampf gegen das Böse hochstilisiert wurden. Das war Wind auf seine Mühle. Neun Jahre später gibt Xu zu, dass seine Rebellion gegen das Bildungssystem eher theoretischer Natur gewesen sei. Er habe zum Beispiel nie zu denen gehört, die ihrer Grundrechte beraubt wirklich dem System den Kampf ansagen mussten. Vielmehr sei er privilegiert genug gewesen sich kritisch mit dem System auseinandersetzen zu können. Für ihn war die Sache damals eindeutig: Das System war voller Fehler und er nicht.

In seinen Texten von damals geht es immer wieder um „Bildungskonzepte”. Einmal habe er versucht an einem dubiosen Essaywettbewerb teilzunehmen, aber die eingereichten Texte seien spurlos verschwunden und Xu sei fast um seine Teilnahmegebühr betrogen worden. Einen Brief an das Bildungsministerium habe er auch schon geschrieben, eine Antwort sei nie zurückgekommen. In der Bibliothek sei er dann schließlich auf einen Bericht über die Schülerin Jiang Duoduo gestoßen, die 2006 am Gaokao teilgenommen hatte. Das Mädchen aus Henan hatte auf dem Prüfungsbogen einen 8000 Schriftzeichen langen Aufsatz geschrieben, in dem sie das Bildungssystem kritisiert, und war damit durch die Prüfung gerasselt – mit null Punkten.

So sei Xu damals klargeworden, dass der Gaokao also auch als Sprachrohr für Kritik genutzt werden könne. Eine Woche vor der Prüfung nahm er noch Änderungen an seinen „Bildungskonzepten” und „Reformplänen für das Bildungssystem” vor, die er in seiner Zeit als Oberschüler geschrieben hatte, und fasste endgültig den Entschluss, seinen Gaokao-Prüfungsbogen für ein Manifest zu nutzen.


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