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Die Null-Punkte-Rebellion (4)

(German.people.cn)
Montag, 20. November 2017
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Neun Jahre später ist Xu immer noch überzeugt. Als er sich zum zweiten Mal für die Prüfung anmeldete, sah er in der Bildungsbehörde seiner Heimatstadt Werbung für das Pilotprojekt „Neuer Gaokao für Zhejiang und Shanghai 2017”. Ihm sei aufgefallen, dass das Pilotprojekt in vielen Punkten mit seinen damals selbst ausgearbeiteten Reformplänen übereinstimme.

Daraufhin kontaktierte Xu die Medien, erzählte seine Geschichte vom zweiten Anlauf und nutzte die Gelegenheit, um seine damaligen Reformpläne publik zu machen.

„Ich will alle wissen lassen, dass ich damals recht hatte.” Er schließt einen Moment die Augen und fügt hinzu: „Hoffentlich kriege ich dafür wenigstens jetzt etwas Bestätigung.”

Der sonst schüchterne Schüler wollte auch damals schon öffentliche Anerkennung. Als er sich entschied mit null Punkten durch den Gaokao zu rasseln, hing er in der Nähe der Schule überall Flugblätter auf, um die Öffentlichkeit von seinen Plänen wissen zu lassen. Als er am nächsten Tag zurückkam, waren seine Flugblätter entweder mit Werbung für Nachhilfe überklebt oder lagen auf dem von nervösen Eltern gesäumten Bürgersteig.

Sein Plan ging nicht ganz auf, Xu bekam für seinen Gaokao nicht null, sondern über 100 Punkte, was ihm lange Zeit keine Ruhe ließ. Niemand sprach ihn an, er war nicht mehr als eine normale Abweichung von der Norm, hatte einfach nicht genug Punkte für den Hochschulzugang geschafft. Deswegen fing Xu an seinen „Selbstmord” zu planen. Nach gründlicher Überlegung entschloss er sich dazu, am Ufer des Flusses in seiner Heimatstadt seine Kleidung zu platzieren, um den Eindruck von Selbstmord zu erzeugen und so die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen.

Damit alles funktioniert, musste sich Xu drei Tage lang verstecken. Er wollte nicht gesehen werden, aber konnte es nicht lassen sich unsichtbar beim Instant-Messenger QQ einzuloggen. Sein hell leuchtendes Profilbild machte ihn aber so nervös, dass er sofort wieder offline ging. Er hatte keine Wechselklamotten dabei, schlief auf einer Baustelle, benutzte ein kaputtes Werbebanner als Decke. Die Nächte im Sommer waren brütend heiß, Mücken hatten es auf sein Ohr abgesehen und Xu verbrachte die Zeit damit, die Sterne zu beobachten, weil er kaum Schlaf fand.

Die Öffentlichkeit interessierte sein Verschwinden allerdings wenig. Seine Klamotten am Flussufer hatte einfach jemand mitgenommen. Abgeschlagen kehrte Xu irgendwann wieder nach Hause zurück.

Er rief schließlich alle Nachrichtenagenturen an, die ihm einfielen, und gab sich als „Enthüller” aus. Eine Geschichte hatte er sich sorgfältig zurechtgelegt. Er sei ein Schulkollege von einem gewissen Xu Mengnan, der 300 Punkte beim Gaokao erzielt habe, aber gar nicht zur Uni gehen, sondern direkt Geld verdienen wolle.

Er zog nur kurz die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, als „Null-Punkte-Prüfling” war er in den Medien, trat in zwei Fernsehsendungen auf und wurde wiederholt in Zeitungen erwähnt. Als der Sommer schließlich vorbei war, machte sich der 19-jährige dann mit seinen Eltern im Zug nach Shanghai auf und für ihn fing der Alltag als Wanderarbeiter an.


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