Teufelskreis
Als ein Übersetzer, der sich seit Jahrzehnten mit der Einführung chinesischer Literatur nach Deutschland beschäftigt, sprach Kubin auch über die Herausforderungen, denen er gegenüberstand, als er versuchte, die Welt in die chinesische Literatur einzuführen.
„Theoriegemäß kann sich nur ein Land, das übersetzt, entwickeln. Seit 1979 entwickelt sich China, weil es übersetzt,“ schrieb Kubin.
„Aber das Problem ist: China betrachtet die Übersetzung nicht als Kunst. Das ist der Grund, warum nur Jugendliche übersetzen. Jugendliche besitzen keine Erfahrung, deshalb übersetzen sie schlecht.”
Kubin hat Recht über den Teufelskreis auf dem chinesischen Übersetzungsmarkt. Während China eifrig versucht, seine Stimme durch den verzweifelten Export seiner Literatur gehört werden zu lassen, ist die Bezahlung für Literaturübersetzungen sehr schlecht. Deshalb stellen erfahrene Übersetzer ihre Energie häufig auf lukrative Projekte ein, während unerfahrene hereinströmen und mit ihren schlechten Übersetzungen die Situation noch verschlimmern.
Bezüglich chinesischer Übersetzungen deutscher Literatur scheint eine ähnliche Situation zu bestehen.
„Der grösste Teil der zeitgenössischen deutschen Literatur ist in China völlig unbekannt. Der Grund liegt darin, dass sämtliche Deutschlehrer an chinesischen Universitäten zu faul sind. Sie haben mir offen gestanden: Das Übersetzen bringt weder Geld noch Arbeitsplatz.”
Kubin sagte gegenüber der Global Times, dass selbst er als Veteran für viele seiner Übersetzungen nicht bezahlt werde, und dass er manchmal sogar sein eigenes Geld verwende, um sie zu veröffentlichen.
„Zusammen mit meinen Studenten habe ich Gao Xingjians Busbahnhof ins Deutsche übersetzt. Bis zur Veröffentlichung habe ich viel Geld an einen Herausgeber bezahlt.”
Und er fügte hinzu: „In China würde sowas niemand machen.“
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