Am gestrigen Donnerstag wurde der Nobelpreisträger Chen-Ning Yang von People’s Daily interviewt und sprach über seine Lebenserfahrungen, den Nobelpreis und die Bildungssysteme von China und den USA.
Von Liu Xue, Zhang Yao, People’s Daily
Der über 90-jährige Chen-Ning Yang, Nobelpreisträger für Physik und Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, hat im Interview folgende Hauptmeinungen vertreten:
1. Jüngere Menschen sollten tiefere historische Kenntnisse von Chinas seit Jahren erzielten Erfolgen haben.
„Ich werde dieses Jahr 95 Jahre alt und habe noch das rückständige China erlebt. Ich habe noch tiefe Erinnerungen daran, wie China von anderen Ländern geringschätzig angesehen und behandelt worden ist, worüber die heutigen jungen Leute jedoch nicht wirklich viel wissen. Deswegen können sie aus langfristiger Perspektive keine hinreichend tiefen Kenntnisse von Chinas Geschichte haben.“
2. Die US-Bildung ist keinesfalls besser als die von China.
„Meiner Meinung nach herrscht chinaweit unter Eltern und Bildungsexperten eine falsche Annahme vor, dass die Grundschulen und Mittelschulen in den USA besser als die in China sind. Ich habe mehrmals gesagt, dass ein guter Student an einer Eliteuniversität in China sein vierjähriges Bachelorstudium absolvieren und dann in die USA für ein Masterstudium gehen kann, was ein relativ leichter Weg zu einer erfolgreichen Karriere ist. Ich selbst bin ein Beweis dafür.“
3. Es ist sehr gefährlich, chinesische Schüler an eine US-amerikanische Mittelschule zu senden.
„Die US-Gesellschaft ist eine freie vielfältige Gesellschaft, in der die Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden kann, trotzdem gibt es auch Nachteile. Chinesische Schüler könnten von Mitschülern beeinflusst werden, die schlechte Gewohnheiten wie Drogenabhängigkeit haben. Ich meine, dass nur die sehr intelligenten chinesischen Schüler mit sehr guten Noten leicht in den USA eine gute Entwicklung erleben. Für die meisten anderen ist es besser, in China die Mittelschulen zu besuchen, denn die sehr Intelligenten mit guten Noten haben eigentlich Selbstbeherrschung.“
4. China braucht heute insbesondere die Eliten.
„Ich glaube, dass zukünftig einige Maßnahmen ergriffen werden, damit das Erziehungssystem der Eliten besser wird.“
5. Das System für die Einschätzung akademischer Titel der Hochschullehrer soll verbessert werden.
„Es ist notwendig, dass es an chinesischen Hochschulen ein vollständiges System für die Einschätzung akademischer Titel des Lehrpersonals gibt. Aber wie man ein solches System errichten soll, braucht die Überlegungen der ganzen Gesellschaft.“
6. China kann bis zum Jahr 2040 so häufig wie Japan den Nobelpreis gewinnen.
7. Die Geschichte über den Nobelpreiserhalt von Tu Youyou kann Thema eines neuen Buches werden.
„Sie hat eine große Forschungsgruppe, die sich um ihre Forschungen bemüht hat, nicht wie viele westliche Nobelpreisträger, die allein etwas Besonderes geschaffen haben. Das bedeutet, dass es nicht einen Weg, sondern mehrere Wege zum Nobelpreiserhalt gibt, was sehr wichtig für die Förderung der zukünftigen Entwicklung von China ist.“
8. Der Aufbau eines Teilchenbeschleunigers in China sollte noch warten.
„China muss noch viele wirtschaftliche Probleme lösen, da es eine große Bevölkerung hat. Eine so riesige Maschine zu bauen, ohne ihre klaren konkreten Wirkungen zu sehen, ist gar nicht weise. Ich persönlich finde, dass man es sich überlegen könnte, sobald Chinas Einnahmen so hoch wie die der USA sind.“
9. Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften sollten mehr Biografien von Naturwissenschaftlern lesen.
10. Die Mitgliedschaft in der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ist eine große Freude.
„Ich kann leider nicht mehr an der aktuellen Spitzenforschung teilnehmen. Aber ich möchte meine eigenen Erfahrungen und die Geschichte der Entwicklung des Faches Physik in meinem Leben den jungen chinesischen Wissenschaftlern vermitteln.“