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Huang Mei: Durch kulturelle Integration werden echte Freundschaften geschlossen

(German.people.cn)
Dienstag, 03. Januar 2017
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Übersetzt von 张悦

Am 24. November ist das „Deutsch-Chinesische Jahr für Schüler- und Jugendaustausch 2016“ in Hamburg zu Ende gegangen. In den vergangenen elf Monaten haben über 60.000 Jugendliche aus beiden Ländern an mehreren Austauschprogrammen teilgenommen und zahlreiche Freundschaften geschlossen.

Im Interview mit People’s Daily Online teilt Dr. Huang Mei, amtierende Vorsitzende des eingetragenen Vereins zur „Förderung des internationalen Austausches für Künste und Erziehung“ (FiAKE e.V.), ihre Erfahrungen und Meinungen aus 20 Jahren im Kunst- und Schüleraustausch mit den Lesern.

Dr. Huang Mei (Bild von Hua Fang)

Das Jahr 2016 ist das Deutsch-Chinesische Jahr für Schüler- und Jugendaustausch. Wie hat FiAKE dabei mitgewirkt? Was ist Ihrer Meinung nach der Sinn des Austausches zwischen Jugendlichen?

Jugendliche sind die frühen Morgenstunden, sie vertreten die Zukunft. Man sollte dem Austausch zwischen Schülern und Jugendlichen langfristig Beachtung schenken. Als Doktorin für Kunstpädagogik möchte ich meinen Teil zur Förderung des Jugendaustausches beitragen.

Seit der Gründung hat FiAKE viele chinesische Kulturgruppen nach Europa eingeladen, um Aufführungen zu geben und um an Besichtigungsreisen teilzunehmen. Das Austauschprogramm der „Deutsch-Chinesischen Jugendtage“ wurde 2002 ins Leben gerufen. Im Jahr 2016 haben wir, im Rahmen des „Deutsch-Chinesischen Jahres für Schüler- und Jugendaustausch“, die Organisation und Vermarktung des 15-jährigen Programms weiter verstärkt. Allein auf der chinesischen Seite haben sich elf Gruppen mit über 500 Schülern zur Teilnahme angemeldet. Wir mussten deshalb sogar die Teilnehmerzahl einschränken.

Die chinesischen und deutschen Schüler haben für fünf Tage zusammengelebt und miteinander gespielt sowie Aufführungen gemeinsam eingeübt und vorgeführt. Während der Jugendtage wurden sechs Konzerte, zwei Ausstellungen und mehrere Workshops für Musik, Kunsthandwerk, Kalligrafie und Kung-Fu organisiert. Hinsichtlich Qualität und Quantität ist das diesjährige Programm das Beste der vergangenen 15 Jahre.

Nennenswert ist auch, dass Künstler beider Seiten bei den Jugendtagen 2016 den modernen chinesischen Klassiker „大海啊 故乡“ als „Großes Meer“ ins Deutsche übersetzt und in zwei Sprachen gesungen haben. Ich halte das für eine erfolgreiche Popularisierung der chinesischen Musikkunst.

Können Sie mehr über den Verein FiAKE erzählen? Was hat Sie zur Gründung bewegt?

Ich habe in Deutschland in Kunstpädagogik promoviert. Während dieser Zeit habe ich oft mit meinen zwei Doktorvätern über den Kulturaustausch zwischen China und Deutschland diskutiert. Nach dem Studium arbeitete ich in Deutschland. Zuerst beschäftigte ich mich in der Freizeit mit dem chinesisch-deutschen Kulturaustausch und nach ein paar Jahren beschloss ich, mit einigen Partnern einen Verein zu gründen.

Im Jahr 2000 veranstaltete Deutschland die Expo. Die deutsche Regierung lud Jugendliche aus aller Welt nach Hannover ein. Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in China hatten die chinesischen Jugendlichen ebenfalls ein größeres Bedürfnis nach internationalem Austausch. So wurde mein Verein damit beauftragt, Aufführungen und Besichtigungen der chinesischen Jugendlichen in Deutschland zu organisieren. Am Ende konnten die deutschen Zuschauer Aufführungen von mehr als 500 chinesischen Schülern aus 16 Kunstgruppen bei der Expo bestaunen.

Bis 2002 traf ich die Entscheidung, ein langfristiges Austauschprogramm zwischen chinesischen und deutschen Jugendlichen einzurichten. Es entstanden die „Deutsch-Chinesischen Jugendtage“.

Können Sie einige Ihrer Erfahrungen aus dem Jugendaustausch der vergangenen 20 Jahre mit unseren Lesern teilen? Gab es auch schwierige Momente?

Wenn du allein im Ausland lebst, brauchst du ganz lange, um dich an die fremde Kultur anzupassen. Die kulturelle Integration ist ein langer Prozess, wodurch allerdings echte Freundschaften geschlossen werden können. Auch ich selbst konnte durch den Austausch mit vielen deutschen Künstlern gute Freundschaften schließen. Als ich eine deutsche Kollegin während des diesjährigen Projektes wiedertraf, trug sie den Seidenschal, den ich ihr vor zehn Jahren in China ausgesucht hatte. Meiner Meinung nach sind Kultur und Kunst wichtige Plattformen für alle Menschen der Welt, um einander kennenzulernen und zu verstehen.

Schwierig gestaltete sich allerdings gleich der Beginn des Programms „Deutsch-Chinesische Jugendtage“, als ich unglücklicherweise an Krebs erkrankte. Als Europäerin hätte ich vielleicht sofort mit meiner Arbeit aufgehört und mich vom sozialen Absicherungsnetz auffangen lassen. Aber ich stamme aus China und habe gelernt, auf meinen eigenen Beinen zu stehen und unaufhaltsam vorwärts zu streben. Das ist eine herausragende Eigenschaft der Chinesen und mir bis heute eine Stütze.

Was ist Ihr Eindruck von deutschen Kindern, was ist der Unterschied zu chinesischen Kindern?

Nicht die Kinder, sondern die Eltern aus beiden Ländern finde ich unterschiedlich. Die neue Generation der chinesischen Jugendlichen ist heute in Bezug auf das materielle Leben sowie Intelligenz und Bildung vergleichbar mit Kindern aus Europa. Aber ihnen bürden ihre chinesischen Eltern zu viele Erwartungen auf. Sie müssen zu viel Druck von Vater und Mutter ertragen und verlieren sich selbst.

Die deutschen Kinder führen ein einfacheres Leben und haben mehr Möglichkeiten, nach den eigenen Träumen zu streben.

Wie sollte man Ihrer Ansicht nach die Missverständnisse zwischen beiden Völkern beseitigen?

Vor allem muss ich betonen, dass Chinesen und Deutsche ein freundliches und einfaches Verhältnis zueinander haben. Alle Deutschen, die durch meine Austauschprogramme China besucht haben, staunten über die rasante Entwicklung des Landes und liebten die schöne Landschaft und die lokalen Spezialitäten. Alle Chinesen, die mit mir nach Deutschland gereist sind, schätzten die deutsche und europäische Kultur.

Es gibt dennoch auch Differenzen zwischen China und Deutschland bezüglich der Ideologie, Kultur und Geschichte. Es ist unvernünftig, einander die eigenen ideologischen Ideen aufzuzwingen. Ich hoffe, dass beide Seiten mehr Zeit und Gelegenheiten schaffen können, sich gegenseitig kennenzulernen.

Was haben Sie für den künftigen Kunstaustausch mit Deutschland vor?

Die „Deutsch-Chinesischen Jugendtage 2016“ waren ein großer Erfolg. Der Verein wird das Programm weiter verbessern und vergrößern. Wir haben schon geplant, dass die Jugendtage 2017 Mitte Juli des kommenden Jahres stattfinden. Ich lade alle deutschen und chinesischen Schüler ein, daran teilzunehmen!

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