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Wird China das internationale Regelsystem untergraben?

(German.people.cn)
Freitag, 09. Dezember 2016
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Nach dem Zweiten Weltkrieg schufen die USA eine Ordnung, die vor allem ihren eigenen Interessen dient. Chinas Aufstieg wird dieses System verändern, auch wenn die Mittel und das Ausmaß noch unklar sind.

Das „Center for Strategic and International Studies“ (CSIS), eine US-Denkfabrik mit Sitz in Washington, D.C., veranstaltete vor kurzem eine Konferenz über die Herausforderungen und Möglichkeiten von Chinas Aufstieg. Die „ChinaPower“-Konferenz umfasste eine Reihe von Debatten zwischen führenden Experten beider Seiten des Pazifiks. Die Erörterungen waren tiefgreifend und behandelten verschiedene Aspekte der Macht Chinas. Eine Debatte drehte sich um die These, dass China versucht, das „regelbasierte“ internationale System zu untergraben. Viele Experten waren sich darüber einig, dass China das gegenwärtige System wohl möglich zu verbessern gedenke, aber es nicht im Interesse des Landes liege, es zu zerstören und von Grund auf neu zu errichten.

Aaron Friedberg, Professor für Politik und Internationale Beziehungen an der Princeton University, argumentierte für diese These. Zhao Suisheng, Professor an der „Josef Korbel School of International Studies“ der University of Denver, argumentierte dagegen.

Vor und nach jeder Debatte stimmte das Publikum über die betreffenden Thesen ab. Zu Beginn der Debatte waren 57 Prozent (72 von 126 Stimmen) nicht der Ansicht, dass China versucht, das internationale System zu untergraben. Der Anteil blieb auch nach der Debatte unverändert bei 57 Prozent (97 von 171 Stimmen).

Friedberg nannte China bei seiner Argumentation einen revisionistischen Staat. Ihm zufolge versucht die Volksrepublik nicht, das System zu zersetzen, allerdings ist das Land unzufrieden mit der derzeitigen Lage. China „ist unzufrieden mit jedem Aspekt der gegebenen Ordnung“, so Friedberg. Sein Standpunkt führte zu interessanten Fragestellungen. Warum sollte man erwarten, dass China zufrieden mit jedem Aspekt der existierenden Ordnung ist, die geschaffen wurde, als die USA stark waren und China schwach war?

Zhao argumentierte eher aus der Sicht Chinas. Er merkte an, dass China einer der größten Beitragsleister für westliche Institutionen darstelle. 2015 trug China beispielsweise rund 16,67 Millionen US-Dollar (15,72 Millionen Euro) zum Haushalt der Welthandelsorganisation (WTO) und ihrem Berufungsgremium bei, wie die Internetseite der WTO angibt. Doch China sei nicht nur der zweitgrößte Beitragszahler der WTO, sondern bringe sich auch bei anderen internationalen Einrichtungen im großen Maße ein und profitiere insgesamt sehr von diesem System, so Zhao Beide Experten waren sich darüber einig, dass China eine bessere Positionen anstrebe.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs führten die USA die Welt in die derzeitige westlich-liberale Ordnung. Zur Zeit ihrer Schaffung waren die USA sehr mächtig und China vergleichsweise schwach. Laut Zhao umfasste Chinas Beitrag zum Welt-BIP damals lediglich zwei Prozent, während sich das der USA auf rund 50 Prozent belief. Im Zuge dieses Ungleichgewichts der relativen Macht wurde ein System kreiert, welches sich nicht auf die Kerninteressen Chinas konzentriert.

Die gegenwärtige Ordnung westlicher Regeln und Normen gereicht China zum Nachteil. Das System wurde konstruiert, um dem Westen zu dienen und so bleibt Chinas Rolle seit Jahren unverändert. Heutzutage tragen die USA weniger als 30 Prozent zum globalen BIP bei und Chinas Beitrag umfasse 15 Prozent, wie Zhao erklärte. Die Lücke zwischen den beiden Ländern sei nicht mehr so groß wie früher und gewisse Aspekte des Systems seien bereits zu rudimentären Überbleibseln der Vergangenheit geworden.

Es gibt keinen Grund für China mit dem derzeit existierenden System vollstens zufrieden zu sein. Es ist nur vernünftig für die Volksrepublik, nach einem gerechteren System zu streben, welches dem Land ein größeres Mitspracherecht auf der internationalen Bühne ermöglicht und das System dahingehend ausbalanciert, dass es für die USA schwieriger wird, mit ihrer Macht die Kerninteressen Chinas zu untergraben. Aus chinesischer Sicht funktioniert das System, aber gewisse Regeln und Normen sollten überarbeitet werden, um den Aufstieg Chinas und die Verwirklichung einer neuen Weltordnung zu begleiten.

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