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Das geistige Vermächtnis von Helmut Schmidt

(German.people.cn)
Dienstag, 24. November 2015
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Text/Jiang Feng, Übersetzung/Guo Junrong, Shanghai

Helmut Schmidt, der Altbundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, ist am 10. November 2015 verstorben. Ein Weiser mit ungewöhnlicher Weitsicht ist von der politischen Weltbühne abgetreten und China verliert mit ihm einen besonderen Freund.

Unter Deutschen genießt er Verehrung ohne Beispiel: Rauchen gilt in Deutschland als verworfen, steht sogar teilweise unter Strafe. Bei ihm hört die Regel aber auf: Der kettenrauchende Denker stört auch in der Öffentlichkeit offensichtlich niemanden. Seine freimütigen Kommentare zu aktuellen Ereignissen wurden immer tolerant und mit Respekt angenommen. Immer wenn Deutschland vor großen Herausforderungen stand und die Gesellschaft mit Verwirrungen konfrontiert war, warf Deutschland seinen Blick in Richtung Hamburg und suchte nach seiner Weisheit und seinem Rat.

Ein enger Freund Schmidts sagte einmal über ihn, dass er im hohen Alter fast nur ein großes Thema gehabt hätte und das wäre China gewesen. Schmidt wünschte sich, in China die Wahrheit der Evolution und der Entwicklung der menschlichen Zivilisation zu finden. Die alten Hochkulturen seien eine nach der anderen untergegangen, nur die chinesische Zivilisation zeige ihre lange Tradition und behalte kontinuierlich ihre Lebenskraft bei. Ihre Reformen und Entwicklungen seit Jahrzehnten demonstrieren der Welt ein nie dagewesenes „Experiment“. Er warnte vielmals „den Westen“, der den Entwicklungspfad Chinas zu ändern versuche, davor, „China ganz falsch zu sehen“. „Der Westen“ solle China und sein heutiges „Experiment“ respektieren und habe kein Recht, „anmaßend“ zu belehren. In den Momenten, wo der Interventionismus an Popularität gewann, blieb er ein konsequenter Anhänger der Nichteinmischung in die Angelegenheiten eines anderen Staates. Er war strikt dagegen, die Grundprinzipien wie „Demokratie“ und „Freiheit“ als Interventionsinstrumente einzusetzen. Wer sich gerne in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen vermochte, dem hat sein sachliches, oft als positiv angesehenes Urteil über China nicht gut gefallen. Er wurde manchmal in den Medien seiner Heimat sogar als pro-chinesischer „Fanatiker“ etikettiert.


Das Staatsbegräbnis für Helmut Schmidt am 23. November 2015.

In China genießt Helmut Schmidt weit und breit Freundschaft und Respekt. Sein Wohlwollen zu China ist jedoch weder opportunistische Äußerung eines Politikers wegen der Erwägung der Staatsinteressen noch persönliches Streben nach eigener Popularität. Als Regierungschef und Staatspolitiker war er wohl verpflichtet und berechtigt, zum Wohl seines Landes strategisch abzuwägen und eine je nach der Situation geeignete Haltung einzunehmen.

Es liegt auf der Hand, dass der Nationalstaat ausnahmsweise großen Wert darauf legt, eine enge Beziehung mit wirtschaftlichen Großmächten zu pflegen, um daraus möglichst viele Vorteile für das eigene Land zu schöpfen. Vom Aufstieg Chinas zu profitieren und dabei eigenes Gewicht auf der internationalen Bühne zu stärken, entspricht durchaus der realpolitischen Spielregel. Für dieses Gedankengut mangelt es nicht an Meistern und Schülern, die sich auch in China auf Anhänger freuen. Helmut Schmidt stellte aber eine Ausnahme dar und verfolgte die Entwicklungen Chinas hartnäckig aus anderen Perspektiven. Er beobachtete China aus „Neugierde“, mit der ihn „der liebe Gott ausgestattet“ habe.

Es gehe ihm um Überzeugung, um das Wesentliche des Entwicklungsmodells verschiedener Zivilisationen. Jahrzehntelang bewahrte er eine positive, sachliche Haltung gegenüber China und pflegte einen engen Austausch mit Chinesen aus dem Regierungs- und Gelehrtenkreis. Für ihn galt die Frage, warum sich die chinesische Zivilisation trotz der Jahrtausende bewährt und in den letzten Jahrzehnten wieder weltpolitisch prägende Vitalität erwiesen hat, und auch, ob die altgepflegte Tradition mit der schnell fortschreitenden Modernisierung harmonisieren kann. Durch all diese Grundsatzgedanken ist bei ihm kein Platz für Opportunismus.

Er war auf der Suche nach einer Antwort zum Potential und den Möglichkeiten der Menschen in ihrer zivilisatorischen Entwicklung. China war ihm Weg und ein wertvolles Bezugssystem. Dies erklärt folgerichtig seine Abneigung gegen die Einmischung des „Westens“ in die inneren Angelegenheiten der Länder, die einen eigenen Entwicklungsweg erproben wollen. Für ihn verkörpert China dieses Experiment.

Helmut Schmidt ist für immer von uns gegangen. Damit geht dem Ost-West-Austausch ein Weiser verloren, und ohne Helmut Schmidt wird höchstwahrscheinlich das „Interesse an China“ und das Chinawissen in seiner Heimat an Tiefe und Breite verlieren. Die Welt trauert auf verschiedene Weisen um ihn. Im Bereich des chinesisch-deutschen kulturellen Austausches hat Schmidt einzigartige geistige Vermächtnisse hinterlassen, die man nicht schnell vergessen darf.

(Quelle: SISU)

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