Von Ge Feili
Der Legende nach wehklagten die Geister als die chinesische Schrift erfunden wurde. Heute klagen Eltern über die Handynutzung ihrer Sprösslinge, die in ihrer Online-Kommunikation in die Sprachlosigkeit zu verfallen scheinen.
Was mag uns dieses animierte Bildchen sagen? Dass Frösche und Pferde gleich groß sind und gern tanzen? Stellt die Animation einen konkreten Satz oder eher ein grobes Gefühl dar? Bedeutet sie für jeden dasselbe oder spielt der Kontext eine entscheidende Rolle?
In China können Gespräche am Handy teilweise nur als eine Abfolge solcher sogenannten Sticker verlaufen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln.
Karla: Wie war dein Wochenende?
Feifei: (Hüpfender Teletubby mit Blumenkorb)
Karla: (Eierwesen mit hochgestrecktem Daumen)
Der Unterschied zwischen denen im normalen Schriftverkehr verwendeten chinesischen Zeichen und den Stickern scheint zunächst relativ groß. Doch bedenkt man die teilweise untrennbare Verbindung zwischen Bild und Schrift in der chinesischen Kalligraphie, der Schönschreiberei, lässt sich fabulieren, dass mit der Kallikollie, der Schönkleberei, eine neue Spielart der schriftlichen Kommunikation aufgekommen ist.
„Der Dichter auf dem Gipfel“
von Shen Zhou (1427 – 1509)
Weiße Wolken scheinen
die Berge zu umwinden
Felsenterrassen schweben im Nichts
in der Ferne ein schmaler Pfad
Auf einem Stock aus Gänsefuß lehnend
reicht mein Blick weit und frei
Dem Zwitschern eines Talbachs
antworte ich mit Flötenspiel