Das direkte Telefonat zwischen dem gewählten US-Präsidenten Donald Trump und Tsai Ing-wen von der Inselprovinz Taiwan irritiert, sollte jedoch nicht unnötig hochgespielt werden, da Trump lediglich seine Pokerhand verbessern will.
Kellyanne Conway, die Sprecherin des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump , verteidigte im Gespräch mit CNN Trumps Telefonat mit Tsai Ing-wen, der Parteivorsitzenden der Demokratischen Fortschrittspartei der Inselprovinz Taiwan, und betonte: „Er wurde umfassend informiert und ist sich vollkommen über die Angelegenheiten im Klaren“. Währenddessen hat Tsais Sprecher Alex Huang gegenüber NBC News gesagt: „Die Aufrechterhaltung von guten Beziehungen mit den USA ist so wichtig wie die Aufrechterhaltung von guten Beziehungen zur anderen Seite der Taiwan-Straße.“
Das Trump-Tsai-Telefonat hat die Weltöffentlichkeit erschüttert und verdutzt. Alle US-amerikanischen Leitmedien hoben hervor, dass die Taiwan-Frage zu den sensibelsten Angelegenheiten in Ostasien gehöre und jegliches Fehlverhalten zu einem Krieg führen könnte. Trumps beeindruckender Schachzug hat so manche Zweifel darüber aufgeworfen, ob er mit den langfristigen US-Interessen in Einklang steht.
Es scheint, dass Trump seine scheinbare Wankelmütigkeit und Unberechenbarkeit zu seinem Vorteil ausnutzen möchte, um in der Taiwan-Straße Wellen zu schlagen und so zu testen, ob er vor seinem Amtsantritt die Karten neu mischen kann.
Die USA verlieren ihren Wettbewerbsvorsprung gegenüber China und machen keinen Boden gut. Trump könnte daher vielleicht nach neuen Gelegenheiten suchen, um für Unruhe zu sorgen. Jedoch hat er keinerlei diplomatische Erfahrung und ist sich darüber im Unklaren, welche Auswirkungen Veränderungen der chinesisch-amerikanischen Beziehungen haben könnten.
Gewiss hat Trump kein Kräftemessen mit China im Sinn, da er dafür keine Ambitionen besitzt und dies auch nicht während seines Wahlkampfes versprach. Er streckt lediglich seine Fühler aus, um China zu testen und einige kleine Vorteile zu erheischen.
China sollte verstehen, dass Trump zwei Gesichter besitzt. Einerseits blufft er und ist unberechenbar und andererseits hat er nicht die Absicht, die internationalen Beziehungen umzukrempeln, sondern wird sich innenpolitisch auf sein Wahlkampfmotto konzentrieren: „Make America Great Again“. China sollte sich geschickt und taktvoll im Umgang mit der Regierung Trumps verhalten.
China hat nüchtern gegen Trumps Unruhestiftung protestiert und sollte noch mehr tun. Es ist unangemessen, Trump anzugreifen, da er immer noch nur der gewählte Präsident ist und erst sein Amt angetreten wird. China kann jedoch die Regierung von Tsai Ing-wen abstrafen, um auch Trump eine Botschaft zu senden. Das chinesische Festland kann Taiwan ein oder zwei diplomatische Verbündete verlieren lassen, als Bestrafung und Warnung. Das Festland kann auch – fußend auf dem 2005 beschlossenen Anti-Abspaltungsgesetz – seine militärische Präsenz ausweiten, falls sich Taiwan zur Unabhängigkeit entschließen sollte.
Schlimmstenfalls könnte Trump dadurch zurückschlagen, indem er politische oder sogar militärische Spannungen mit China verursacht, welche die USA dafür nutzen könnten, China wirtschaftliche Vorteile abzuringen. Die Volksrepublik sollte den Vereinigten Staaten jedoch nicht gestatten, sich zusätzliche wirtschaftliche Vorteile durch unfaire Mittel zu erschleichen.
Chinas Reaktion zu Trumps Unruhestiftung in der Taiwan-Frage sollte für ihn eine Lehre sein. Jedoch ist es trotz einer Retourkutsche immer noch am besten, das konstruktive Gespräch mit ihm zu suchen. China benötigt eine Auswahl an Instrumenten, um mit Trump umzugehen. Dabei muss stets ein klarer Kopf bewahrt werden.