Eine genauere Betrachtung der scharfen Töne des gewählten US-Präsidenten gegenüber China entlarvt diese als bloße Kampagnenrhetorik. Ist das Drehbuch eines Handelskrieges mit China letztlich nur eine Falle Trump-feindlicher US-Medien?
„Er ist jemand, der tut was er sagt“, antwortete Judy Shelton, eine Wirtschaftsberaterin Trumps, am Freitag in einem Interview mit Bloomberg Television auf die Frage, ob der gewählte US-Präsident Donald Trump China formell Währungsmanipulation vorwerfen wird.
Nach der Wahl hat Trump damit begonnen, seinen Ton bezüglich einer Reihe von Themen, für die er gekämpft hatte, zu lockern. Er hat zum Beispiel die Allianz mit Japan und Südkorea befürwortet, ohne die Frage nach einer größeren finanziellen Beteiligung für stationierte US-Truppen zu erwähnen. Shelton behauptete jedoch, dass Trump sein Versprechen einhalten und China der Währungsmanipulation bezichtigen werde. Was bedeutet das? Trump ist nicht starrsinnig hinsichtlich der Beziehungen mit China. China Schwierigkeiten zu bereiten würde ihm politisch nicht gut bekommen. Fast alle Experten für den US-chinesischen Handel sind der Ansicht, dass Trumps Aussagen über die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen unprofessionell sind. Die Aufnahme des Yuan in den IWF-Währungskorb für Sonderziehungsrechte (SZR) bewies die Marktbindung des chinesischen Wechselkurses. Trumps Beschuldigungen gegenüber China fehlt also die Grundlage. Wenn er China wirklich als Manipulator brandmarkt und chinesische Importprodukte mit Strafzöllen belegt, dann wird China Gegenmaßnahmen ergreifen.
China der Währungsmanipulation zu bezichtigen würde den Aufwertungsdruck gegenüber dem Yuan vergrößern. Dies läuft dem Trend von Wetten gegen den Yuan im internationalen Finanzmarkt zuwider, würde allerdings Chinas Ruf beeinträchtigen und die Handelsatmosphäre zwischen China und den Vereinigten Staaten verschärfen.
Chinesische Importprodukte mit einem Strafzoll von 45 Prozent zu belegen ist bloße Kampagnenrhetorik. US-Präsidenten können maximal Zolltarife von 15 Prozent für insgesamt 150 Tage auf alle importierten Waren verhängen. Die Grenze kann nur gebrochen werden, wenn sich das Land im Ausnahmezustand befindet. Daneben kann ein US-Präsident eine Zolltariferhöhung für individuelle Waren fordern.
Nicht lange nach Barack Obamas Amtsantritt verkündeten US-Handels- und Gewerbebehörden Einfuhrzölle von 35 Prozent für chinesische Reifen. China hat als Vergeltungsschritt mit Zolltarifen auf US-amerikanische Hühnerfleisch- und Automobilprodukte geantwortet. Sowohl China als auch die Vereinigten Staaten ertrugen in der Folge Verluste. Ab diesem Zeitpunkt hat die Regierung Obama keinen Handelskrieg mehr gegen China geführt. Chinesische Importe mit einem Zolltarif von 45 Prozent zu belegen würde den Handel zwischen China und den Vereinigten Staaten lähmen.
China würde mit gleicher Münze zurückzahlen. Eine Reihe von Aufträgen für Boeing würde an Airbus gehen. Die Absatzzahlen von US-Autos und iPhones in China würden einen Rückschlag erleiden und die Importe von US-Sojabohnen und Mais würden zum Erliegen kommen. China kann auch die Zahl chinesischer Studenten beschränken, die in den Vereinigten Staaten studieren.
Als kluger Geschäftsmann wird Trump nicht so naiv sein. Keiner der vorherigen Präsidenten war kühn genug, einen umfassenden Handelskrieg gegen China zu führen. Sie alle entschieden sich für eine vorsichtige Linie, da dies am meisten mit den Gesamtinteressen der Vereinigten Staaten im Einklang steht und für die US-Gesellschaft am ehesten annehmbar ist.
Trump kann das Interessenmuster zwischen China und den Vereinigten Staaten nicht ändern. Das riesige bilaterale Handelsvolumen basiert auf beiderseitigen Vorteilen und einer Win-win-Situation. Auch als Präsident kann Trump darauf nur beschränkt Einfluss nehmen.
Zerstört Trump den Handel mit China, dann würde dies mehrere US-Industrien beeinträchtigen. Schließlich würde der neue Präsident für seine Rücksichtslosigkeit, Unerfahrenheit sowie Unfähigkeit verurteilt und alle Folgen tragen müssen. Wir vermuten hinter dem Handelskrieg-Szenario eine von US-Medien aufgestellte Falle, die dem neuen Präsidenten ein Bein stellen soll.