Jahrelange Konflikte könnten durch eine Aussöhnung der USA mit Russland schlagartig entschärft werden. Innenpolitische Faktoren in den Vereinigten Staaten begrenzen allerdings eine rasche Annäherung.
Donald Trump wurde zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Auf Grundlage seiner Aufsehen erregenden Wahlkampfreden können wir erkennen, dass seine Wahl nicht nur die US-Gesellschaft beeinflussen, sondern auch außenpolitische Änderungen mit sich bringen wird. Seine Russlandpolitik ist davon nicht ausgenommen.
Angesichts der Tatsache, dass die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland eine der lebenswichtigsten internationalen Verbindungen in der aktuellen globalen Landschaft darstellt, ist es nicht überraschend, dass die internationale Gemeinschaft ihre Augen auf die bilaterale Entwicklung unter Trump geworfen hat.
Trump wird den festgefahrenen Beziehungen grundsätzlich etwas positive Energie einspritzen. Indem er während seiner Kampagne gesagt hat, dass er die Verbindungen mit Russland verbessern wolle und insbesondere eine engere Beziehung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin anstrebe, hat Trump dem Land einen Olivenzweig gereicht.
Im Juli drückte Carter Page, einer der außenpolitischen Berater Trumps, während seines Besuchs in Moskau den Wunsch nach einer engeren Beziehung zwischen Washington und Moskau aus.
Trump hat ein klares Verständnis über die Bedeutung der Beziehungen seines Landes mit Russland. Umso wichtiger ist, dass er den momentanen Zustand nicht für normal erachtet, sondern glaubt, dass es an der Zeit ist, normale diplomatische Beziehungen mit Russland herzustellen.
Trump ist auch sehr an einer Zusammenarbeit bezüglich internationaler Brennpunkte interessiert. Hillary Clinton bemerkte einmal, dass sie im Falle der Ernennung als Präsidentin die militärischen Schläge gegen den Islamischen Staat fortsetzen und sein Hauptquartier in Syrien zerschlagen würde. Aber diese Weiterführung der Politik des aus dem Amt scheidenden Präsidenten Barack Obama kollidiert mit den Militäraktionen Russlands in Syrien.
Im Gegensatz zu Clinton sagte Trump wiederholt, dass ein US-Staatsoberhaupt anstatt weltweit zu intervenieren seinen Fokus auf nationale Probleme legen sollte. Er sagte auch, dass die Vereinigten Staaten gemeinsam mit Russland gegen den Islamischen Staat kämpfen würden.
Er liegt damit auf einer Linie mit Russlands Erwartungen. Im letzten Jahr hat Russland in dieser Hinsicht unablässig die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten gesucht und keine positiven Reaktionen von Obama erhalten.
Nach der Machtverschiebung von den Demokraten zur Republikanischen Partei wird Trump die Russlandpolitik anpassen. Dafür gibt es viele Präzedenzfälle. Richard Nixon, der damalige Kandidat der Republikaner, hat nach seinem Wahlsieg im Jahr 1968 die Politik seines Vorgängers bedeutsam verändert.
Trump war sich bewusst über die Unzufriedenheit vieler US-Amerikaner mit der Innen– und Außenpolitik des Landes. Er hat die Wahl mit vernichtenden Slogans gewonnen. Jetzt ist es an der Zeit, die Rechnung zu begleichen.
Bei einer Betrachtung wünschenswerter Aussichten für die US-Beziehungen mit Russland nach Trumps Amtsantritt sollten wir uns verdeutlichen, dass es sich um keine leichte Aufgabe handelt.
Die Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten befinden sich momentan auf ihrem tiefsten Stand seit dem Kalten Krieg und brauchen Zeit für eine Erholung. Seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise im Jahr 2014 haben die Vereinigten Staaten, zusammen mit anderen Ländern des Westens, Russland mehrere Runden von Wirtschaftssanktionen auferlegt, und Russland hat Gegenmaßnahmen ergriffen. Der Konflikt zwischen Russland und den Vereinigten Staaten in Syrien ist schwer zu entwirren.
Das politische Vertrauen zwischen Moskau und Washington ist fast entgleist. Deshalb hat Putin auf die Aussagen Trumps über die Wiederaufnahme und Wiederherstellung der Beziehungen mit Russland geradeheraus geantwortet, dass „der Weg dorthin angesichts des momentanen Verschlechterungsgrads der Beziehungen schwierig sein wird“. Aber Putin hat auch gesagt, dass Russland darauf hinarbeiten wird.
Der mittlerweile strukturelle Konflikt zwischen Russland und den Vereinigten Staaten wird schwer zu lösen sein. Russlands Transformation nach dem Kalten Krieg konnte die US-Erwartungen nicht erfüllen. Im Anschluss an eine kurze Phase freundschaftlicher Beziehungen mit dem Westen hat Russlands Diplomatie ihre traditionelle Spur wieder aufgenommen. Dies löste Befürchtungen vonseiten der Vereinigten Staaten und anderer westlicher Länder aus.
Eindämmung und Druck wurden zur Grundlage der US-amerikanischen Russland-Politik, was eine enorme Bedrohung für Russland darstellt, das vorhat, seinen Großmachtstatus wiederzuerlangen. Selbst ein Präsident, der Russland wohlwollend gegenübersteht, kann die Spannungen zwischen den beiden Ländern nicht leicht abbauen.
In der Schlussbetrachtung sollten der Nationalismus Trumps und der starke Einfluss des politischen Systems der USA auf die Handlungsspielräume Trumps erwähnt werden. Trump vertritt nationale Interessen. Er muss beim Entwurf seiner Außenpolitik die gesamten US-Interessen in Betracht ziehen. Selbst wenn der Sieg Trumps ein Fehler war, wird das politische System ihn „korrigieren“.
Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew sagte, dass „das politische System der Vereinigten Staaten von Amerika sehr mächtig“ ist, und es „den neuen Präsidenten ausrichten“ wird.
Der Autor, Luo Yingjie, ist Professor an der Universität für Internationale Beziehungen.