×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Kultur und Gesellschaft

Chinesisch hat keine falschen Freunde (3)

(German.people.cn)
Dienstag, 11. Oktober 2016
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Ein Ort in allen Sprachen und auf keiner Landkarte

Wenn man sich Griechisch und Latein als ein Spracharchipel vorstellt, dann würden viele Brücken und Wege dorthin führen. Selbst zu so entfernten Orten wie dem Malagasy von Madagaskar könnte man Verbindungen finden. So ist das Wort „Kommunismus“ beispielsweise vielen Sprachen gemein und die Sonn’ scheint ohn’ Unterlass auf seine Lettern. Auf Malagasy nennt er sich „Kômonisma“. Ein Vergleich der wichtigsten Sprachen zeigt, dass es nur wenige Orte gibt, an denen man ihn nicht sogleich als vertraute Idee erkennen kann.

Eines fällt bei diesem Vergleich auf: Jene Länder, die sich dem Kommunismus nahe sehen, sind solche, die diese Idee einer Gesellschaftsform eben nicht mit dem lateinischen Kommunismus oder Sozialismus bezeichnen: China, Vietnam, Laos und Nordkorea. Auch Indien ist laut der Präambel seiner Verfassung sozialistisch. Das Hindi-Wort „Samajatant“ (समाजतंत्र) ähnelt seinem lateinischen Äquivalent kein bisschen, auch nicht der betont arabische Sozialismus „Istirakiya“ der Baath-Parteien, von denen eine heutzutage teilweise noch im umkämpften Syrien regiert. Das koreanische „Gongsanjuui“ (공산주의) und vietnamesische „Cộng sản chủ nghĩa“ beziehen sich gleichsam auf das chinesische „Gòngchǎnzhǔyì“ (共产主义), die Lehre von der gemeinschaftlichen Produktion.

Kommunismus in den Sprachen der Welt

Während der Kommunismus in vielen Ländern im öffentlichen Diskurs als utopisch, untergegangen und überholt dargestellt wird und für Unterdrückung und Unwirtschaftlichkeit steht, werden ihm andernorts nicht diese Eigenschaften zugeschrieben. Länder, die sich einer Kombination aus einem anderen Wort, anderer Schrift und/oder einem anderen Schriftsystem bedienen können, scheinen vor einer Trübung von Konzepten durch externe Einflüsse besser gewappnet zu sein.

Mindestens ein Wort bietet jedoch eine Ausnahme und findet sich – den jeweiligen Sprachgewohnheiten angepasst – überall auf der Welt: Die Utopie von Utopia. Die Erfindung von Thomas Morus ist ein Wortspiel und basiert sich auf den altgriechischen Vorsilben „ou“ für „nicht“ oder „eu“ für „Freude“ und „tópos“ für „Ort“.

Der schöne Nicht-Ort ist überall bekannt. Selbst in China wurde dafür eine sonst seltene phonetische Entlehnung gewählt: Wūtūobāng (乌托邦), was wörtlich als „Rabenstangenstaat“ übersetzt werden könnte. Das Wort ist wahrlich ein internationaler Begriff, allerdings ohne klare Definition. Es ist ein leerer Rahmen den jeder für sein eigenes Weltbild verwenden kann.

Es fällt leicht, das Wort Utopia zu übersetzen. Zu diesem Ort überzusetzen, gestaltet sich hingegen unmöglich. Die lange Fahrt ins Nirgendwo nehmen manche dem Wort übel, andere genießen einfach die Reise. Der Traum einer besseren Welt ist keiner Sprache ein falscher Freund, eher ein Freund den viele gerne hätten.

Utopia in den Sprachen der Welt


【1】【2】【3】

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.