Der kommende G20-Gipfel in China wird als eine wichtige Plattform für die Umkehrung des Trends zu mehr Handelsprotektionismus dienen und neue Impulse für das globale Handelswachstum setzen, sagen Beobachter.
Menschen gehen an einem Plakat für den G20-Gipfel vorbei in der Stadt Hangzhou.
Unter Chinas Präsidentschaft haben sich die G20-Handelsminister regelmäßig getroffen. In einem ersten wichtigen Schritt führen die G20-Mitglieder derzeit auch eine Initiative für globale Investmentregeln.
Der G20-Gipfel, der am 4. und 5. September in der ostchinesischen Stadt Hangzhou stattfindet, kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem das Wachstum des Welthandels geringer ist als das des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP), was „wirklich selten" sei, sagte Zhang Yuyan, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und Politik an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
Viele Experten haben keine Erklärung für die Verlangsamung des globalen Handelswachstums parat. Einige nennen den aufkeimenden Protektionismus in einer Zeit der wirtschaftlichen Herausforderungen als Grund, während andere in den letzten Jahren eine Abschwächung der Expansion der globalen Wertschöpfungskette aufgrund einer Plateaubildung beim Globalisierungsprozess ausgemacht haben wollen.
Der Protektionismus ist – wie so oft in Zeiten des schleppenden Wirtschaftswachstums – wieder auf dem Vormarsch. Die WTO hatte die G20-Volkswirtschaften im Juni dieses Jahres aufgefordert, alle Handelsbarrieren zu beseitigen. Von denen waren nämlich 1.583 in Rekordzeit errichtet worden, während seit 2008 nur 387 entfernt wurden.
Deborah Elms, geschäftsführende Direktorin des Asian Trade Center in Singapur, warnte, dass es Zeit sei für die G20, „mit einer proaktiven Agenda für den Handel voranzugehen" – andernfalls würden die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer mehr leiden als die der Industrieländer.
China, das Gastgeber des 11. Gipfeltreffens der G20 in diesem Jahr ist, habe den internationalen Handel und die Investitionen ganz oben auf der Agenda stehen lassen, sagte der stellvertretende Generaldirektor der WTO, Yi Xiaozhun.
Acht Jahre nach der weltweiten Finanzkrise zeigen die globale Wirtschaft und der internationale Handel noch keine deutlichen Anzeichen für eine Belebung, und der Spielraum der Länder zur weiteren Umsetzung fiskal- und geldpolitischer Maßnahmen schrumpft. Doch in den Bereichen Handel und Investitionen gebe es noch genügend Raum für Zusammenarbeit und Entwicklung, so Yi.
Seit der Übernahme der rotierenden G20-Präsidentschaft Ende des letzten Jahres habe China „eine Menge getan", sagte Zhang, und nannte als Beispiel die Gründung der G20-Arbeitsgruppe für Handel und Investitionen sowie die Institutionalisierung der Tagung der G20-Handelsminister. Diese Bemühungen werden gemeinhin als ein guter Anfang für den bevorstehenden Gipfel gesehen.
Auf der Tagung der G20-Handelsminister, die Anfang Juli in Chinas Finanzmetropole Shanghai stattfand, billigten die G20-Mitglieder die G20-Strategie für globales Handelswachstum, bei der sie als gutes Beispiel vorangehen und die Kosten für den Handel senken, eine kohärente Handels- und Investitionspolitik implementieren sowie den Handel mit Dienstleistungen und die Außenhandelsfinanzierung fördern wollen.
Diese Strategie werde, sobald man sie erst einmal angenommen habe, dem Handel und den Investitionen weltweit neuen Schub verleihen, sagte Yi.
Die G20-Mitglieder haben versprochen, bis Ende 2016 ein Abkommen über Handelserleichterungen auf den Weg zu bringen. Es wird erwartet, dass das Abkommen das globale Handelsvolumen um eine Billion US-Dollar pro Jahr wachsen lassen und jedes Jahr 21 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen wird, davon 8 Millionen in Entwicklungsländern.
Experten sind zuversichtlich, dass der G20-Gipfel in Hangzhou eine wünschenswerte Heilung für die schwächelnde Weltwirtschaft bringen wird. Yi sagte, dass sich die Bemühungen der Staats- und Regierungschefs der G20 – sofern diese sich wirklich der Zusammenarbeit bei der Förderung von Handel und Investitionen in Übereinstimmung mit den Leitlinien der G20 verschreiben – langfristig auszahlen würden.