Um den Übergang von einer exportorientieren Wirtschaft in eine verbrauchsorientierte zu vollziehen, schlagen chinesische Wirtschaftsexperten eine weitere Reduzierung des BIP-Wachstumsziels auf 6,5 Prozent vor.
Chinesische Wirtschaftsexperten sprechen sich für eine weitere Verlangsamung des BIP-Wirtschaftswachstums im Rahmen des 13. Fünfjahresplanes (2016–2020) aus. Dadurch soll der Weg für weitere Reformen sowie die Transformation zu einer verbrauchsorientierten Wirtschaft geebnet werden.
Sie schlagen vor, das jährliche BIP-Wachstumsziel von 7 Prozent auf 6,5 Prozent herabzusetzen. In den Augen mancher sind sogar kurzzeitige Perioden von 6 Prozent denk- und verantwortbar.
Es gäbe keinen Grund, sich vor einer weiteren Verlangsamung zu fürchten, so die Experten. Denn selbst wenn sich das Wachstum auf 6,5 Prozent verringert, bedeutet das ausgehend von knapp 63,7 Billionen Yuan (8,8 Billionen Euro) im vergangenen Jahr, immer noch einen Anstieg von über 4 Billiarden Yuan (555 Milliarden Euro) – was soviel ist, wie die gesamte chinesische Wirtschaftsleistung des Jahres 1994 oder die der Schweiz.
Im März hat die Regierung das BIP-Wachstumsziel von 7,5 Prozent im vergangenen Jahr auf etwa 7 Prozent herabgesetzt, damit unnötige Produktionskapazitäten abgebaut werden können und die Wirtschaft von einer exportorientierten in eine verbrauchsorientierte umgewandelt werden kann.
In den ersten beiden Quartalen wurde ein Wirtschaftswachstum von 7 Prozent verzeichnet, für das dritte Quartal werden um die 6,8 Prozent erwartet.
Ein verlangsamtes BIP-Wachstum bedeute nicht zwangsläufig eine schwächere Wirtschaft, erklärt Yu Bin, Ökonom des State Council Development Research Center, einem staatlichen Think-Tank. Es sei ganz normal, da der Dienstleistungssektor einen immer größeren Anteil an der Wirtschaft ausmacht.
„Die Dienstleistungsbranche hat einen geringeren Bedarf an Anklagekapital als die Fertigungsindustrie und wenn man das dann auf das BIP-Wachstum ummünzt, erhält man eine kleinere Zahl“, erklärt Yu.
Regierungsangaben zufolge ist der Anteil des Dienstleistungssektors am chinesischen BIP in der ersten Jahreshälfte von 48,1 Prozent im Vorjahr auf 49,5 Prozent angestiegen. Im Jahr 2013 machte er 47,6 Prozent aus. Im Vergleich dazu hat sich der Anteil der Fertigungsindustrie von 48 Prozent im Jahr 2013 und 47,1 Prozent im Vorjahr auf 43,7 Prozent verringert.
Einer Hochrechnung der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften zufolge könnte die potentielle Wachstumsrate ab 2016 für die kommenden fünf Jahre zwischen 6 und 6,5 Prozent liegen.
Dennoch sollte auch eine niedrigere Rate laut Li Yang, einem führenden Ökonomen der Akademie, eine Begrenzung nach unten haben, damit soziale Turbulenzen, Finanzkrisen oder Einbrüche am Arbeitsmarkt vermieden würden.
Einige Experten schlagen 6 Prozent als Untergrenze vor, einige würden diese lieber höher angesiedelt sehen.
So lange die jährliche BIP-Wachstumsrate im Durchschnitt 6,53 Prozent erreicht, kann China laut dem Vizepräsidenten des China Center for International Economic Exchanges, Zhang Xiaoqiang, das Langzeitversprechen einer Verdoppelung des BIP einlösen.