Text/Carla Beier, He Xin, Foto/He Xin
Die Wirtschaft steht an erster Stelle, die Umwelt wird vernachlässigt. Doch muss es so sein? Auf der Umweltkonferenz in der Deutschen Botschaft in Beijing trafen sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Forschung um sich über die Vereinbarkeit von Umweltschutz und Wirtschaftswachstum auszutauschen.
Bei der Paneldiskussion (von links): Moderator Björn Conrad von MERICS, Prof. Wang Yi von der Chinese Academy of Sciences, Dr. Axel Schweitzer von ALBA, Prof. Wang Jinnan von der Chinese Academy of Environmental Planning und Dr. Norbert Salomon vom deutschen Bundesministerium für Umwelt
Am Dienstag fand in der Deutschen Botschaft in Beijing das Symposium „Umweltinnovation – Deutsch-Chinesische Lösungswege“ statt. Die Umweltkonferenz wurde in Zusammenarbeit mit dem in Berlin ansässigen Mercator Institute for China Studies (MERICS), einer Initiative der Stiftung Mercator zur gegenwartsbezogenen und praxisorientierten China Forschung und der dem chinesischen Umweltministerium unterstellten Vereinigung China Association of Environmental Protection Industry (CAEPI) ausgerichtet. Rund 150 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Forschung aus China und Deutschland kamen dort zusammen, um über die Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum und Umweltschutz zu diskutieren. Neben Vertretern des deutschen wie chinesischen Umweltministeriums und hochrangigen Wissenschaftlern, die sich mit Urbanisierung und Umweltschutz beschäftigen, war auch der Bürgermeister von Baoding, einer Stadt nahe Beijings, die stark von Umweltverschmutzung betroffen ist, anwesend.
China und Deutschland: Leidensgenossen in Sachen Umweltverschmutzung
In seiner Grußansprache skizzierte der deutsche Botschafter Michael Clauss anfangs das Bild einer verschmutzten Stadt, deren Himmel aschgrau ist und bei der so mancher Zuhörer umgehend in China zu sein glaubte. Jedoch entstammt die Schilderung aus einem Zeitungsartikel, der Anfang der 60er Jahre in der deutschen Presse erschien und vom Ruhrgebiet handelt, wo die Umweltverschmutzung derzeit so stark war, dass innerhalb einer Woche 150 Menschen ums Leben kamen, darunter auch Kinder.
Der deutsche Botschafter Michael Clauss beantwortet Fragen der Journalisten auf einer Pressekonferenz während des Symposiums
Wie China heute stand auch Deutschland damals zwischen den vermeintlichen Fronten des deutschen Wirtschaftswunders und der gewaltigen Umweltverschmutzung, die dieses mit sich brachte. Deutschland hatte damals zwei Optionen, denn dass zum Schutze seiner Bürger gehandelt und die akute Umweltverschmutzung eingedämmt werden musste, stand außer Frage. Es musste also entweder Industrie abgebaut oder Technologien entwickelt werden, die es ermöglichen industriell führend zu bleiben und die Umwelt dabei zu schonen. Deutschland setzte auf die zweite Option und ist heute nicht nur ein Meister im Umweltschutz, sondern industriell stärker denn je.
Vor diesem Hintergrund der gleichen, wenn auch zeitlich verschobenen, Ausgangsbedingungen der beiden Länder China und Deutschland könne China von den deutschen Erfahrungen und den vorhandenen Umwelttechnologien profitieren und auf Basis der zwischen Merkel und Li Keqiang geschlossenen Innovationspartnerschaft gemeinsam einen „Weg des grünen Wachstums“ beschreiten.