Umwelt versus Wirtschaft?
Die Frage, ob Umweltschutz auf Kosten der wirtschaftlichen Entwicklung gehen muss, beantwortet auch die chinesische Seite mit einem klaren „Nein“. Xu Shufan, der stellvertretende Abteilungsleiter des Ministeriums für Umweltschutz (MEP), betont, dass die Umweltindustrie als Teil der chinesischen Volkswirtschaft zunehmend zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt. Die drei großen staatlichen Aktionspläne zum Schutz von Wasser, Boden und Luft sollen beispielsweise ein Kapital von sechs Billionen Yuan (881,4 Milliarden Euro) generieren.
Dass sich Umweltschutz und Wirtschaftswachstum nicht ausschließen, sondern im Gegenteil Umweltschutz ein Innovationstreiber ist und Wirtschaftswachstum durch Umweltpolitik erreicht werden kann, hebt auch Dr. Norbert Salomon vom deutschen Bundesministerium für Umwelt hervor.
Schutz geistigen Eigentums als Voraussetzung für Innovation
Viele deutsche Umwelttechnologien führen den weltweiten Markt an und können China als Vorbild dienen. Da ein simples Verpflanzen der deutschen Technologien nach China jedoch nicht so einfach gelingt, und die deutschen Technologien an die chinesischen Spezifika angepasst werden müssen, sind Partnerschaften zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen und Forschern von großer Bedeutung. Um wirklich Innovation zu schaffen, müssen sich diese laut Björn Conrad von MERICS von der traditionellen Rollenverteilung – Deutschland liefert Technologie, China verschafft Marktzutritt – lösen. Gefragt sind gleichberechtigte Innovationspartnerschaften, die tiefer gehen und somit auch offener sind, was das Know How angeht.
Genau davor fürchten sich jedoch viele deutsche KMUs, ist doch das Know How deren Existenzgrundlage. Der Schutz geistigen Eigentums ist in diesem Zusammenhang das Schlagwort. „Sprechen Sie dieses Thema den chinesischen Partnern gegenüber offen an“, rät Schweitzer in diesem Zusammenhang und erzählt, dass das Unternehmen ALBA damit gute Erfahrungen gemacht hat. Auch fordert er deutsche Unternehmen dazu auf, von der chinesischen Denkweise, die oft erstaunliche Lösungsansätze entwickelt, zu lernen und plädiert in Sachen Umwelttechnik dafür, die „Kulturen zu vereinen und in sachbezogene Lösungen zu überführen“.