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Regisseur Christopher Rüping: Durch Theater rückt die Welt ein Stückchen näher zusammen

(German.people.cn)

Mittwoch, 17. Juli 2019

  

Von Jeffrey Möller, Beijing

Mit seinen lediglich 33 Jahren gehört Christopher Rüping bereits zu den gefeiertsten deutschen Theaterregisseuren. Schon dreimal wurde eines seiner Stücke zu dem renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun führte ihn seine Inszenierung von Brechts „Trommeln in der Nacht“ der Münchner Kammerspiele bis in die chinesische Hauptstadt Beijing. People’s Daily Online traf den künftigen Hausregisseur des Züricher Schauspielhauses zum Interview.


Foto von Goethe-Institut China

Während Christopher Rüping in den Jahren 2014 und 2015 noch in der Kritikerumfrage der Theaterzeitschrift „Theater heute“ zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt wurde, zählt er heute längst zu den etabliertesten Regisseuren im deutschsprachigen Raum. Der Hausregisseur der Münchner Kammerspiele inszenierte unter anderem bereits an den Bühnen in Berlin, Hamburg und Stuttgart. Zur neuen Spielzeit 2019/2020 wechselt er an das Schauspielhaus Zürich, wo er ebenfalls als Hausregisseur tätig sein wird.

Rüping bringt frischen Wind in die Theaterszene. Ein lockerer, intellektueller, hingebungsvoller Charakter ohne Allüren, der keine Scheu davor hat, auch mal was Neues auszuprobieren. Sein Erfolg gibt ihm dabei recht. Bereits 2015 wurde er mit seiner Inszenierung von „Das Fest“ zum bedeutenden Berliner Theatertreffen eingeladen. Weitere Einladungen folgten 2018 und 2019 mit „Trommeln in der Nacht“ und seinem 10-stündigen Theatermarathon „Dionysos Stadt“.

Das Stück „Trommeln in der Nacht“ war es auch, das Rüping nun nach China führte. Im Rahmen des „Theatertreffens in China 2019“ luden Wu Promotion und das Goethe-Institut China seine Inszenierung des Brecht-Stücks für ein Gastspiel nach Beijing ein.

„Trommeln in der Nacht“ ist eines der ersten Stücke Berthold Brechts und wurde 1922 in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Es erzählt die Geschichte eines Kriegheimkehrers der nach vier Jahren ins aufständige Berlin zu seiner ehemaligen Geliebten zurückkehrt und feststellen muss, dass nichts mehr so ist wie vorher.

Das Stück besticht durch eine gelungene Mischung aus Humor und kritischer Dramatik und kann dank Rüping die Besonderheit von zwei unterschiedlichen Enden vorweisen. Bei der Originalversion von Berthold Brecht entscheidet sich der Protagonist für die Liebe und den Rückzug ins Private. Bei der alternativen Version, die Rüping nach Skizzen von Bertolt Brecht entwickelt hat, steht am Ende ein Aufbruch ins Politische, der Protagonist widmet sich der Revolution.

Welche der beiden Versionen beim chinesischen Publikum besser ankam, verriet Rüping im Interview mit People’s Daily Online. Außerdem sprach der Regiestar unter anderem über Brechts weltweite Popularität, die verbindende Macht des Theaters, seine Zukunft am Züricher Schauspielhaus und spektakuläre Schlafpositionen.


Foto von Tien Nguyen The

Willkommen in Beijing. Ist dies Ihr erster Besuch in China?

Ich war schon einmal zu Besuch hier. Ich habe mit meinem Bruder eine Weltreise nach dem Abi gemacht, da waren wir in Shanghai und in Hongkong. Vor ungefähr sieben Jahren wurde außerdem ein Stück von mir schon einmal in Shanghai aufgeführt. Da war ich aber leider nicht dabei, weil ich proben musste. Für mich ist es daher das erste Mal, dass ich mit einer Inszenierung auf dem chinesischen Festland bin. Im Januar hatten wir bereits in Taipeh gespielt.

Was verbinden Sie mit dem Land? Was hat Sie bisher am meisten überrascht oder beeindruckt?

Es war tatsächlich so, dass ich die meiste Zeit im Theater verbracht habe. Wir hatten mit so vielen Problemen der technischen Umsetzbarkeiten hier zu kämpfen, dass ich von der Stadt ehrlich gesagt wenig gesehen habe. Jetzt muss ich morgen früh zurückfliegen, was total schade ist. Es wäre viel schöner, wenn ich jetzt noch ein bisschen Zeit hätte, aber es geht direkt in Deutschland weiter.

Ich glaube vor meinem Besuch hatte ich eher eine Art pauschales Bild von China. Ich war das erste Mal hier als Tourist und jetzt wo ich hier arbeite ist es total anders, selbst wenn es nur für ein paar Tage ist.

Zum Großteil haben wir hier mit lokalen Fachkräften zusammengearbeitet, beispielsweise den Theatertechnikern. Da gab es eine Sache, die total interessant war in unserem kleinen Umfeld. Von den Technikern, mit denen wir zusammengearbeitet haben, gab es ein paar, die wahnsinnig engagiert waren. Die haben sich unglaublich in die Aufgabe reingesteigert, haben abends bis Mitternacht gearbeitet und waren morgens um 8 Uhr wieder da. Mit ihrem Einsatz haben sie dieser Inszenierung extrem viel gegeben und viel möglich gemacht.

Daneben gab es jedoch eine viel größere Gruppe von chinesischen Technikern, die sich sehr zurückgehalten und eher von der Produktion ferngehalten hat. Es gab beides. Ich weiß jedoch nicht, ob sich diese Beobachtung für China verallgemeinern lässt.

Was ich auch extrem überraschend fand, zumindest bei den Chinesen, denen ich hier begegnet bin, waren die unglaublichen Schlafpositionen. Das war wirklich irre. Da lag beispielsweise ein Techniker stundenlang in einer der Leuchtsäulen die wir für das Stück benutzt haben und hat seelenruhig geschlafen. Das zeugt von einer körperlichen Flexibilität, die ich nicht hätte. Ich habe es dann irgendwann auch mal probiert, auf so einem Sitz zu schlafen, habe jedoch sofort Rückenschmerzen bekommen, alles tat mir weh. Die chinesischen Kollegen konnten das jedoch sehr gut vertragen.


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