Chinesische Netznutzer versuchen sich einen Reim auf Trump zu machen und erkennen in seinen Reden sowohl Parallelen zu den Ideen von Mao Zedong als auch zum Pragmatismus von Deng Xiaoping.

Präsident Donald Trump im Gespräch mit Wirtschaftsführern am Montag im Roosevelt-Zimmer des Weißen Hauses in Washington. (Foto: Associated Press)

Während sich die politischen Gräben in den Vereinigten Staaten nach Donald Trumps Amtsantritt weiter vertiefen, hat die chinesische Öffentlichkeit ihren eigenen Weg gefunden, aus dem neuen US-Präsidenten schlau zu werden. Mit Blick auf die populistischen Töne des ungewöhnlichen Präsidenten in seiner Antrittsrede („die Macht dem amerikanischen Volk zurückgeben“) fühlen sich manche an die politischen Parolen von Mao Zedong erinnert.

Andererseits wird Trumps Pragmatismus auch als Zusicherung angesehen, dass er nicht versuchen will, westliche Ideologie in anderen Ländern zu verbreiten und sich stattdessen auf die Entwicklung der heimischen Wirtschaft konzentrieren wird. Daher glauben manche in ihm den chinesischen Reformer Deng Xiaoping wiedererkennen zu können, der China verwandelte, indem er ideologische Streitigkeiten beiseite getan und stattdessen eine Reform- und Öffnungspolitik verfolgt hat.

„Jeder sieht die Welt durch seine eigenen Erfahrungen gefiltert. Die Erfahrungen des chinesischen Volkes beruhen weitgehend auf der Interpretation der Vermächtnisse von Mao und Deng,“, erklärt Jin Canrong, stellvertretender Dekan der Abteilung für Internationale Studien an der Renmin-Universität. „Trumps Unzufriedenheit mit Bürokraten und Interessengruppen sowie sein direkter Aufruf [via Twitter] an die Öffentlichkeit gegen das Establishment zu rebellieren, erinnern Chinesen an Mao. Aber sein Schwerpunkt auf der wirtschaftlichen Entwicklung, sein Mangel an Interesse für Ideologie und sein Rückzug von der globalen Einflussnahme besitzen einige Ähnlichkeiten zu Deng.“

Seit Trumps Amtsantritt hat die chinesische Öffentlichkeit vertraute Töne vernommen, die sie an die Mao-Zedong-Ideen erinnern. Allerdings hält das umstrittene Vermächtnis Maos im heutigen China für Trump dadurch zugleich Lob und Kritik bereit.