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Ein Fremder tippelt durch China (3/4)

(German.people.cn)
Freitag, 04. November 2016
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Link zum ersten Teil: <Kapitel I: Der Ruf ins Abenteuer>

Link zum zweiten Teil: <Kapitel II: Die Reise beginnt>

Kapitel III: Im Reich der Mitte

Daniel Sattler vor dem Potala-Palast in Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet.

People’s Daily Online: Du hast jetzt ein Yanjing-Bier bestellt? Wie schmeckt dir das Bier in China?

Ich bin, wie gesagt, ein absoluter Bier-Fan. Yanjing ist ziemlich gut, nicht so gut wie Tsingtao, aber ich komme damit auch sehr gut klar.

Ich habe mein Bestes gegeben, die Regale der Supermärkte auszukundschaften. Ich glaube, mein Favorit ist Naale. Die machen ein Stout, das ist super karamellig.

Was genau zieht dich in die Länder auf deinem Weg? Was reizt dich beispielsweise an China oder deinen kommenden Zielen?

Ich möchte noch nach Russland und da ist die Frage, dass ich von Russland überhaupt keine Vorstellung habe. [Überlegt:] Steppen.

China? Große Mauer, vielleicht der Chinese von Lucky Luke, Hop Sing von Bonanza, China-Restaurants, Drachen, komisches Essen.

[Über den Badaling-Abschnitt der Chinesischen Mauer bei Beijing, den er zum Beginn seines China-Aufenthalts besucht hatte:] Badaling war da schon voll spannend.

Was war dein bisher schönstes Erlebnis in China?

[Über Familie Wang, bei der er in Beijing untergekommen ist:] Ist schon klasse, wenn dich eine Familie einfach so aufnimmt. Ich meine, die haben mich nie kennengelernt. Wir sind vorher nie wirklich in Kontakt getreten.

Und dass die dann einfach sagen: „Ja, unsere Cousine/Nichte hat diesen verrückten Kerl irgendwo kennengelernt und jetzt kommt der zu uns.“ Herr Wang hat auch gesagt: „Wenn du irgendwelche Freunde hast, die sind auch willkommen.“ So herzlich!

Du fällst – nicht zuletzt durch deine Kleidung – sehr auf. Wie erlebst du die Reaktionen der Menschen in China?

Man sieht schon viele Kinder, die winken oder sich erschrecken. Es ist nicht schlimmer als in Neuseeland oder in Australien. Ich glaube, ich wurde in Neuseeland viel häufiger von Asiaten fotografiert als jetzt hier. Ich hatte es mir wirklich schlimmer vorgestellt.

Hältst du deine Eindrücke irgendwie fest? Schreibst du Tagebuch?

Ich habe eine Kamera, kein Tagebuch, denn drei Jahre ein Buch in meinem Bündel mitzuschleppen, das funktioniert nicht. Wanderbuch, aber keine Tagebuch.

Und ich schreibe mir selbst Briefe an die Adresse von meinen Eltern. Für China habe ich jetzt aber eine Art kleines Tagebuch angefangen. Auch für die Tibet-Tour, die ich machen will.

Wie mich zwei Leute mit Tickets übers Ohr hauen wollten, habe ich zum Beispiel aufgeschrieben. Oder was mir neulich bei Herrn Wang und seiner Tochter passiert ist. Oder wie ich in den Straßen rumlaufe, welche Eindrücke ich habe. Ich kann mich lebhaft erinnern, die erste öffentliche Toilette, die ich in China aufgesucht habe: Keine Türen, keine Kabinen!

Wohin zieht es dich noch im Reich der Mitte?

Ich fahre heute Abend mit dem Zug nach Datong, dann will ich vielleicht in Richtung Wutai Shan. Dann Pingyao, dann nach Xi’an, dann Enshi, dann so langsam rüber nach Xinjiang und von Xinjiang nach Lhasa. Fünf Tage in Lhasa, dann mit dem Zug zurück nach Chengdu und von da ein bisschen zickzack runter nach Guilin und Guangzhou. Von da geht mein Flug dann Richtung Hanoi.

Ungefähre Reiserichtungen in der Volksrepublik.

Wie erlebst du als ausgebildeter Tischler in China die hiesige Architektur und das Arbeiten deiner chinesischen Kollegen? Wirst du auch arbeiten in China?

Wenn es zustande kommt: Super.

Herr Wang hat sich immer kaputtgelacht, wenn ich irgendwo eine Baustelle gesehen habe und sofort erst mal durch den Zaun durch bin.

Da haben sie in der Nähe von einem Tempel hier eine neue Tür eingebaut im chinesischen Stil. Da bin ich auch einfach mal reinmarschiert. Habe dann gemeint: „Hallo, kann ich mal hier gucken?“ Dann habe ich geguckt, was die da gebaut haben, was für Verbindungen die genommen haben. Das ist schon super interessant. Schnitzereien waren keine dran, aber trotzdem vom Arbeitsaufwand super aufwendig.

Das ist schon klar, ich schaue mir immer alles an. Ich nenne es ganz gern die Schreinerkrankheit. Egal wo du hingehst. Das sind so Sachen, da kannst du nicht vorbeigucken. Das fällt keinem Normalsterblichen auf. Als Schreiner siehst du sofort die Türen, die nicht genau auf demselben Level sind oder die Schubkastenblende, die zu tief sitzt. Das schreit dich förmlich an.

„Ich gucke jetzt schon die ganze Zeit auf diese Tür, die da runterhängt. Da siehst du genau, dass da die Mitte nicht richtig unterstützt ist und deswegen sackt das so runter.“ – Daniel Sattler

Was planst du nach China? Welche Länder stehen noch auf deiner Liste?

Ich habe nur so eine Idee: Ich würde sehr gern noch nach Nepal oder in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dann aber wirklich, wenn die Temperatur richtig ist.

Algerien, Marokko, in die Ecke würde ich sehr gerne und dann wird es ja wahrscheinlich Winter sein – Januar, Februar so in dem Dreh. Das heißt, Nordeuropa ist relativ kalt. Also vielleicht der Mittelmeerraum. Kommt aber auch auf das Budget drauf an. Ich würde gern durch Osteuropa ein bisschen durch: Georgien. Und Kalmückien, da würde ich gern durch.

Hintergrund: Kalmückien ist eine autonome Republik Russlands am Kaspischen Meer und die einzige Region Europas, in der der Buddhismus vorherrschende Religion ist. Die Kalmücken sind ein mongolisches Volk, welches als Teil der Goldenen Horde im 15. Jahrhundert in Europa verblieb und deren Khanat zu einem Teil Russlands wurde.

Wann geht es zurück nach Deutschland?

Ich habe meinen Eltern auf mehrfaches Drängen versprochen, dass ich Weihnachten 2017 zuhause bin.

 

(Ende des dritten Teils des vierteiligen Interviews mit dem Wandergesellen Daniel Sattler.) 

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