Trotz der Konjunkturabschwächung entwickelt sich die zivile Luftfahrt in China weiterhin positiv. In Zukunft könnte China weltgrößter Käufer von Passagierflugzeugen werden. Internationale Flugzeughersteller haben bereits ihre Geschäftsschwerpunkte ins Reich der Mitte verlegt.

Am Mittwoch wurde der Bau des ersten Fertigungs- und Auslieferungszentrums von Airbus außerhalb Europas in der nordchinesischen Stadt Tianjin begonnen. Der Produktionsstandort wird für die Kabinen-Installation, Lackierung, Flugzeugtests sowie -auslieferung der A330 Maschinen zuständig sein. Die Bauteile werden in der französischen Stadt Toulouse verarbeitet und nach Tianjin für den Zusammenbau versandt. Erwartet wird, dass 2017 der erste Airbus A330 aus Tianjin ausgeliefert werden kann. Bis Ende 2018 sollen pro Monat maximal zwei Flugzeuge zugestellt werden.

Zuvor besaß Tianjin bereits eine Montagelinie für das Modell Airbus A320. Mehr als 250 Flugzeuge dieser Typ wurden aus Tianjin den Kunden übergeben.

Boeing, der größte Konkurrent von Airbus, wird auch einen Produktionsstandort in China aufbauen. Im vergangenen September haben China und die USA eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit von Boeing mit der Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC) unterzeichnet. Im Rahmen der Vereinbarung soll Boeing eine Fabrik in China aufbauen. Das wäre Boeings erster Produktionsstandort in Übersee und das zweite Auslieferungszentrum, das von Boeing und einem ausländischen zivilen Flugzeughersteller etabliert würde. Die spezifische Standortwahl und die Bauzeit sind bisher noch unbekannt.

Boeing schätzt, dass China in 20 Jahren 6.330 neue Flugzeuge benötigen werde. Das entspräche 17 Prozent der globalen Flugzeugnachfrage. Der Gesamtwert dieser Maschinen soll sich auf 950 Milliarden US-Dollar belaufen.

Nach Schätzungen von Airbus soll die jährliche durchschnittliche Wachstumsrate des weltweiten Luftverkehrsmarkts in den nächsten 20 Jahren etwa 4,6 Prozent betragen, während diese Wachstumsrate auf dem chinesischen zivilen Luftfahrtmarkt höher als der globale Durchschnitt sein werde.

2014 hatten Boeing und Airbus einen Marktanteil von jeweils 45 Prozent und 48 Prozent in China. Neben diesen zwei Flugzeugriesen sehen auch andere ausländische Flugzeughersteller die Zukunft von Chinas zivilem Flugzeugmarkt optimistisch. Zum Beispiel hat der kanadische Flugzeughersteller Bombardier Inc. Ende 2015 einen CRJ900-Auftrag aus China erhalten.

Laut Angaben der chinesischen zivilen Luftfahrtbehörde werde China in diesem Jahr über 77 Milliarden Yuan (11 Milliarden Euro) in den Flughafenausbau und andere Luftfahrt-Infrastrukturen investieren. Elf wichtige Infrastruktur- und 52 Flughafenausbauprojekte sollen in diesem Jahr gestartet werden. China hat im vergangenen Jahr mehr als 360 neue Flugzeuge eingekauft und über 300 neue internationale Verbindungen im Angebot. Branchenkenner meinen, dass China auch in Zukunft weiterhin der weltweit größte zivile Flugzeugmarkt sein werde.