Komfortable Hochgeschwindigkeitszüge, Kaffee von Starbucks an Bord, gratis Internet in den Zugstationen und Handy-Apps für den Ticketkauf: Als die Reisesaison für das Frühlingsfest am Sonntag losging, fanden hunderte Millionen Chinesen, dass ihre Reisen nach Hause während der Ferien angenehmer und schneller geworden sind.
Zwei Mädchen schauen aus einem Zugfenster in Nanjing in der Provinz Jiangsu.
Die diesjährige Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest reflektiert den Wirtschaftsboom, die riesigen Investitionen in die Infrastruktur und das schnelle Wachstum der Informationstechnologie. Diese Faktoren haben die einst zermürbende Erfahrung der Heimreise zum Frühlingsfest verändert, das in diesem Jahr auf den 8. Februar fällt.
An der Zugstation Shanghai werden die Ticketschalter nicht mehr von langen Schlangen belagert. In den letzten Jahren waren die Kartenbüros jede Nacht mit zehntausenden Menschen gefüllt, die sich die ganze Nacht anstellten, um ein Ticket zu bekommen. In diesem Jahr wurden 83 Prozent der Tickets über das Internet verkauft. Chinas Zugservice habe sich den Hochtechnologie-Trends angepasst und sei über Webseiten und mobile Handy-Anwendungen jederzeit erreichbar, sagte Zhu Wenzhong, Direktor für Passagier-Verkehr am Shanghaier Büro für Eisenbahnen. Die Passagiere könnten nun auch Mahlzeiten an Bord über eine Handy-App bestellen, bevor sie den Zug überhaupt betreten. Auf bestimmten Zügen sind auch Getränke von Starbucks erhältlich.
In ganz China wird an einigen Zugstationen ein kostenloses W-Lan angeboten, an den Busstationen sind elektronische Ticket-Automaten aufgestellt. Ein Online-System integriert Busbetreiber in 13 Provinzen. Das Transportministerium sagte, man werde in diesem Jahr Big Data einsetzen, um den Verkehr während des Frühlingsfests zu analysieren. Die chinesische Taxi-App Didi hat ein Auto-Kontingentservice zur Verfügung gestellt, über das Reisen durch das Land gebucht werden können - Autofahrer können andere Reisen mitnehmen, wenn sie über das chinesische Neujahrsfest nach Hause beziehungsweise zurück fahren. Die Zugstationen wurden ebenfalls modernisiert. In Nanchang - ein Eisenbahnkreuz in Ostchina - mussten Passagiere bislang außerhalb der Zugstation warten, da es für das Reiseaufkommen während des Frühlingsfests nicht genügend Platz gab. Doch in diesem Jahr können die Passagiere in der Zugstation warten, da eine neue Hochgeschwindigkeitsstation in der Stadt den Verkehr entlastet.
Viele Chinesen werden in diesem Jahr auch schneller nach Hause kommen. Möglich wurde das durch die Investitionen in das chinesische Hochgeschwindigkeits-Streckennetz, das bereits jetzt das weltweit größte ist. Von allen Zügen, die während der Reisezeit zum Neujahrsfest eingesetzt werden, sind mehr als 60 Prozent Hochgeschwindigkeitszüge, die bis zu 350 km/h fahren können. Im letzten Jahr wurden 3.300 Kilometer an neuen Linien an das Netzwerk für Hochgeschwindigkeitszüge angeschlossen, insgesamt ist das Netz jetzt 19.000 Kilometer lang, was 60 Prozent des weltweiten Streckennetzes ausmacht. Sheng Guangzu, Generalmanager der China Railway Corp. sagte, China plane auch im Jahr 2016, 800 Billionen Yuan in das Eisenbahnsystem zu investieren, speziell in den weniger entwickelten Zentral- und Westregionen.
Das Hochgeschwindigkeitsservice ist auch deswegen mehr gefragt, da sich immer mehr Chinesen solche Reisen leisten können. In der letzten Dekade ist das durchschnittliche Pro-Kopf Einkommen jedes Jahr um sieben Prozent gewachsen. Das hat auch dazu beigetragen, dass Flugreisen mehr und mehr gefragt sind. Chinesische Fluglinien erwarten, während der Reisezeit zum Frühlingsfest 54,55 Millionen Passagiere zu transportieren, 11 Prozent mehr als im letzten Jahr. Air China kündigte etwa an, 2.432 zusätzliche Flüge einzuplanen und täglich durchschnittlich 1.160 Flüge zu absolvieren. Auch auf den Straßen gibt es Verbesserungen. Während der siebentägigen Ferien zum Frühlingsfest entfallen landesweit die Maut-Zahlungen, wodurch der Verkehr flüssiger verlaufen sollte.