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Über die Legalität des zweiten Kindes: Chinesische Netizens sinnieren

(CRI)
Montag, 07. Dezember 2015
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Ende Oktober wurde es offiziell: Nach über 35 Jahren verabschiedete sich China von der Ein-Kind-Politik. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei verkündete, chinesische Paare dürften ab sofort ein zweites Kind zur Welt bringen! Voller Erregung rekapituliert Rentnerin Haozai auf Weibo:

„Die Ein-Kind-Politik hat uns damals stark getroffen. Unsere Bevölkerung wuchs zu schnell, das sahen wir ein. Aber gut fanden wir die Regelung trotzdem nicht, da wir alle eine Familie mit vielen Kindern haben wollten. Später gab es dann in China viel zu geringe Geburtenzahlen und das ganze Volk alterte. Über Siebzigjährige wie ich arbeiten schließlich nicht mehr. Endlich dürfen es nun wieder zwei Kinder sein, das ist eine bahnbrechende Entscheidung!"

Betroffen sind über 90 Millionen Familien. Dieser Zahl gebührend rauschten in den letzten Wochen Diskussionswellen durch die chinesischen Internetsphären. Immer neue Threads mit Stichwörtern wie „Kind Nummer Zwei" und „Ende der Einzelkind-Generation" fluteten Bloggingportale und Instantmessenger. Beijing TV fasste in der Abendsendung „Nachrichten in Zahlen" die Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Nachrichtenagentur Xinhua zusammen:

„1.339 Netizens beantworteten die Frage: Soll ein zweites Kind auf die Welt gebracht werden? Rund 60 Prozent der bisher kinderlosen Paare sprachen sich für, die übrigen dieser Gruppe gegen ein zweites Kind aus. Unter Paaren der bisherigen Ein-Kind-Familien gaben 45 Prozent an, kein weiteres Kind einzuplanen. Nur rund 30 Prozent dieser Gruppe wollten ein zweites Kind, während sich 25 Prozent unentschlossen zeigten…"

Zahlen, die von Kontroversen zeugen. Als Hauptursache der Entscheidung gegen ein zweites Kind nennen die Paare Kostengründe und die Befürchtung, die Karriere könne beeinflusst werden. Doch gibt es auch noch zahlreiche weitere Bedenken. So bloggt Aishang Qihe:

„Angesichts der gegenwärtigen Probleme im Bildungssystem, in der Gesundheitsversorgung, Fragen der Nahrungsmittelsicherheit und der der rasant steigenden Wohnungspreise habe ich nicht das geringste Bedürfnis, ein zweites Kind in die Welt zu setzen."

Andere Netizens zweifeln an der Effizienz der neuen Familienpolitik. Paare ethnischer Minderheiten hätten ohnehin schon zuvor mehrere Kinder haben können. Dann wurde 2013 Eltern, die selbst Einzelkinder sind, ein zweites Kind gestattet, doch blieb der Babyboom aus und die Gesellschaft alterte weiter. Gerade in Großstädten wie Beijing und Shanghai, wo das Bildungsniveau innerhalb der neuen Mittelschicht in den letzten Jahren stark anstieg, käme ein Leben mit Familienfokus für viele Bürger nicht in Frage. Auch mit der diesmaligen Erneuerung der Familienpolitik sei daher ein Erfolg unwahrscheinlich…

So viel zu den Kontrahenten. Wie lauten jedoch die Argumente auf der Seite, die voller Freude den neuen Beschluss willkommen heißt? Goblin Guqi bloggt:

„Das wurde höchste Zeit. Ich bin in den 1980er Jahren geboren und selbst stark von der Ein-Kind-Politik betroffen. Ich habe mir immer Geschwister gewünscht. Schmerzhaft habe ich als Erwachsener erfahren, wie egoistisch ich als verwöhntes Einzelkind gewesen sein muss. Meine Frau und ich wollen jetzt auf jeden Fall ein zweites Kind. Unser Sohn soll einen Spielkameraden haben und von klein auf ein gutes Sozialverhalten lernen."

Blogger Hao Qiqi 8 betrachtet aus Sicht der Wirtschaft die Möglichkeit der Geburt eines zweiten Kinds:

„Wir alle wollen einen stabilen Staat. Den gibt es nur, wenn wir genug fähige Arbeitskräfte haben, die Renten und Sozialleistungen zahlen können. Unter keinen Umständen dürfen wir unser Wirtschaftswachstum gefährden. Die Familienplanung ist sowohl eine Privatangelegenheit als auch Staatssache."

Ob ökonomische Kalkulation, gesellschaftliche Notwendigkeit oder Kinderliebe – Das Ziel der Regierung, bis zum Jahr 2020 den in den Städten lebenden Anteil der chinesischen Bürger um 60 Prozent zu erhöhen, mag der Mehrzahl der Netizens fern erscheinen. Wie komplex die Thematik ganzheitlich betrachtet auch sein mag, so vermittelt dieser Streifzug durch die Internetdiskurse nur einen flüchtigen Eindruck. Nicht zur Debatte steht allerdings, dass die Zahl der Zwangsabtreibungen und die hohen Geldstrafen nun abnehmen werden. Auch das Frauendefizit, da Söhne weitläufig als wertvoller galten, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach relativieren, genauso wie die hohe Anzahl an „illegalen" Kindern ohne Recht auf Bildung.

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