In den meisten Großstädten Chinas hat das Stauproblem im zweiten Quartal dieses Jahres weiter zugenommen. Am schlimmsten ist die Situation in Beijing. In der chinesischen Hauptstadt sind gewisse Straßen selbst nachts chronisch verstopft.

In Beijing stecken die Pendler während der Rushhour durchschnittlich 32 Minuten pro Tag im Stau. Dies hat eine Untersuchung der AutoNavi Software Co., Ltd. ergeben, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Das Beijinger Unternehmen bietet Lösungen für Web-Mapping und mobile Navigation an.

Die Daten der Untersuchung beziehen sich auf das zweite Quartal dieses Jahres. Untersucht wurde die Verkehrssituation in 45 Großstädten. Demnach ist Beijings Zweite Ringstraße West tagsüber die am häufigsten verstopfte Straße Chinas. Im Durchschnitt standen die Autofahrer hier täglich insgesamt acht Stunden im Stau.

Wer abends nicht im Verkehrsstau stecken bleiben will, der sollte die Workers' Stadium North Road weiträumig umfahren. Die Straße, die durch das beliebte Beijinger Ausgehviertel Sanlitun verläuft, ist laut AutoNavi nämlich die in der Nacht am häufigsten verstopfte Straße Chinas. Allein zwischen April und Juli dieses Jahres stockte der Verkehr hier spätabends 162 Stunden lang.

Besonders im Juli mussten sich die Autofahrer in Beijing in Geduld üben. Gemäß dem Beijing Transportation Research Center nahm der Stau während der Hauptverkehrszeit in Chinas Hauptstadt im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 36,4 Prozent zu.

Das größte Stauproblem im zweiten Jahresquartal nach Beijing hatten die Städte Hangzhou (Provinz Zhejiang), Guangzhou (Guangdong), Jinan (Shandong) und Dalian (Liaoning).

In den Städten im Süden des Landes hatte das schlechte Wetter maßgeblichen Anteil an den langen Stauzeiten. In Guangzhou beispielsweise regnete es von April bis Juli an 32 Tagen. Infolge der oft heftigen Niederschläge benötigten die Autofahrer in Guangdongs Hauptort in der Regel eine halbe Stunde länger als bei schönem Wetter.

Die zunehmend beliebter werdenden Online-Taxi-Dienste haben das Stauproblem noch zusätzlich verschärft – besonders in Beijing. „Online-Taxi-Dienste haben die Gewohnheiten der Pendler und Reisenden verändert“, bestätigt Wang Yujing, der bei AutoNavi für die Datenauswertung zuständig ist. Die vielen Privatfahrzeuge, die solche Taxi-Dienste anbieten, stellen laut Wang eine erhebliche zusätzliche Verkehrsbelastung während der Stoßzeiten dar. Entlastung bringen kann seiner Meinung nach nur die verstärkte Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.

AutoNavi zufolge hat sich die Verkehrssituation im zweiten Jahresquartal in 40 der 45 untersuchten Städte gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Besonders in Beijing, Shanghai und Chengdu, dem Hauptort der Provinz Sichuan, hat das Stauproblem massiv zugenommen.