Die in Südkorea ausgebrochene MERS-Epidemie stellt „noch keinen Anlass dar, den internationalen Gesundheitsnotstand zu erklären". Das erklärte das Notfallkomitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Bewertungen und Diskussionen am Mittwoch in Genf. Der assistierende Generaldirektor der WHO, Keiji Fukuda, teilte vor der Presse mit:
„Den gegenwärtigen Informationen zufolge und nach umfassenden Diskussionen ist das Notfallkomitee einstimmig der Ansicht, dass die jetzige Epidemie-Lage aufmerksam beobachtet werden muss. Allerdings fordert sie noch nicht die Ausrufung eines weltweiten Gesundheitsnotstands".
Der erwähnte „weltweiter Gesundheitsnotstand" gilt als Bewertung der WHO gemäß den „Internationalen Gesundheitsregeln" über „die Situation entstandener oder eventueller Krankheiten". Im Sinne der Definition muss die internationale Verbreitung einer Krankheit ein Risiko für die öffentliche Gesundheit anderer Länder bilden. Dann müssen koordinierte internationale Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Keiji Fukuda fügte hinzu:
„Die in Südkorea ausgebrochene MERS-Epidemie ist die größte Ausbruchswelle dieser Seuche außerhalb des Nahen Ostens. Bis jetzt sind 162 Menschen vom MERS-Virus infiziert worden, und 19 daran gestorben."
Keiji Fukuda wies darauf hin, laut Ergebnissen von Gen-Tests sei noch keine Mutation des Virus aufgetreten. Zudem sei noch kein Hinweis darauf gefunden worden, dass es eine kontinuierliche Virusausbreitung unter Menschen geben werde.
„Wir wissen, dass eine zwischenmenschliche Virusausbreitung möglich ist. So könnte diese Epidemie in anderen Gebieten auftreten. Allerdings ist in von uns untersuchten Wohnvierteln bis jetzt noch kein Beweis für eine kontinuierliche Virusausbreitung gefunden worden".
Gleichzeitig betonte Keiji Fukuda, Gesundheitsbehörden müssten nach allen Kräften die Umsetzung der Vorkehrungsmaßnahmen gewährleisten und kontinuierlich die Virusforschung intensivieren. In den kommenden Wochen könnten neue Infektionsfälle auftreten. So müssten alle Länder die Aufsicht verdächtiger Infektionsfälle verstärken. Diese Ausbruchswelle der MERS-Epidemie gelte für die ganze Welt als Warnung.
„Aus den bisherigen Geschehnissen haben wir eine Lehre gezogen: Eine Epidemie könnte überall auf der Welt ausbrechen. Also in jedem Land. So wird das Notfallkomitee ein wichtiges Signal senden, nämlich, alle Länder müssen sich eines eventuellen Ausbruchs einer Epidemie bewusst sein und zu jeder Zeit darauf vorbereitet sein".
Der WHO-Vertreter bekräftigte erneut, dass Menschen heute in einer hochmobilen Welt leben. So müsse die Kooperation zwischen dem Gesundheitswesen und anderen wichtigen Bereichen inklusive der Luftfahrt gestärkt werden. Gemäß der gegenwärtigen Situation halte die WHO Maßnahmen zu Reise- bzw. Handelsbeschränkungen oder zu Grenzkontrollen nicht für notwendig.