Text/Bilder von Simon Gisler, Beijing
Bis 1989 war das Gelände um den Datangshan-Berg im Norden Beijings Sperrgebiet. Heute ist auf der ehemaligen Militärbasis Asiens größtes Luftfahrtmuseum untergebracht. Heimlicher Star ist Maos „Air Force One“.
Bei vielen Kindern löst allein schon der Gedanke an einen Museumsbesuch blankes Entsetzen aus. Nicht so bei Zhao Yan. Gemäß der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua hat die 7-Jährige ihre Mutter „mehrmals angefleht“, um endlich einmal das Museum der chinesischen Luftstreitkräfte besuchen zu dürfen.
Das China Aviation Museum 30 Kilometer nördlich von Beijings Stadtzentrum inmitten von Erdbeerplantagen und Getreidefeldern lässt jedoch nicht nur Mädchenherzen höher schlagen. Auch männliche Aviatik- und Militär-Fans kommen auf dem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt am Rande von Chinas Hauptstadt voll auf ihre Kosten.
Das am 11. November 1989 – dem 40. Gründungstag der chinesischen Luftwaffe – eröffnete und 2009 für mehrere Millionen Euro erweiterte Museum beherbergt die größte Sammlung von Zivil- und Militärflugzeugen Asiens. Die Zahl und Vielfalt der Kampfjets, Bomber, Trainingsflugzeuge, Passagierflieger und Hubschrauber ist so überwältigend, dass sich viele Besucher einfachheitshalber gleich in Shuttles über das weitläufige Areal kutschieren lassen.
Luftabwehrkanonen, die in Reih und Glied aufgestellt sind, als würden sie gleich Salutschüsse abgeben, riesige mobile Radarstationen aus dem Kalten Krieg, Raketenwerfer neuester Bauart, eine „Helden-Allee“ und ein wuchtiges Ehrenmal, das von Soldaten bewacht wird, ergänzen die spektakuläre Sammlung am Fuße des kleinen, dicht bewaldeten Datangshan-Bergs.
Lenin im Berg
Die über 300 Flugzeuge, die im China Aviation Museum gezeigt werden, decken die gesamte Geschichte der chinesischen Luftfahrt ab: Von Feng Ru, der 1909 in Kalifornien als erster Chinese in einem Flugzeug vom Boden abhob, über den „freiwilligen“ Einsatz von chinesischen Kampfpiloten im Koreakrieg (1950 bis 1953) bis hin zu Chinas Zusammenarbeit mit der Luftwaffe von Simbabwe im 21. Jahrhundert.
Das Herzstück des Museums bildet ein 600 Meter langer Hangar, der Ende der 1960er Jahre in den Datangshan gesprengt wurde. In diesem halbmondförmigen Stollen, der einst zum Bunkersystem der Luftwaffenbasis Shahe gehörte, sind Flugzeuge untergebracht, die chinesische Luftfahrtgeschichte geschrieben haben wie die „Lenin“, das erste Flugzeug der „Roten Armee“, oder die Y-5, mit der im Januar 1976 die Asche von Ministerpräsident Zhou Enlai verstreut wurde. Einige Meter entfernt steht einer der legendären „Flying Tigers“, die im Zweiten Weltkrieg die Japaner das Fürchten gelehrt haben.
Maos Flieger
Das eigentliche Highlight des Museums ist jedoch die Abteilung „Planes for Former State Leader“, in der auch drei Maschinen zu sehen sind, die einst von Mao Zedong benutzt wurden. Die jüngste dieser drei chinesischen „Air Force One“, eine Iljuschin 18, mit welcher der „Große Vorsitzende“ im Juli 1967 letztmals flog, kann gegen Bezahlung von zehn Yuan (anderthalb Euro) sogar von innen besichtigt werden.
Der viermotorige Mittelstrecken-Jet sowjetischer Bauart ist neben dem Hangar im Berg (20 RMB) der einzige Museumsteil, der kostenpflichtig ist. Der Eintritt in die ehemalige Luftwaffenbasis und die Besichtigung der zahlreichen Flugzeuge im Außenbereich sind hingegen gratis – und somit ein weiteres überzeugendes Argument für alle Kinder, die ihre Eltern wie die 7-jährige Zhao Yan zum Besuch des Museums am Datangshan überreden müssen.
Wichtige Infos:
Name des Museums: China Aviation Museum (中国航空博物馆)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 8 bis 17 Uhr (Montags geschlossen)
Anfahrt: Mit der U-Bahn nach Shahe (Changping-Linie). Von dort weiter mit dem Taxi (15 Minuten, 30 RMB) oder Bus 945. Alternativ mit der U-Bahn bis zur Station Tiantongyuanbei (Linie 5). Und von dort weiter mit dem Taxi oder Bus 643. Die Busse 945 und 643 fahren beide nur bis zur Station „Asuwei“, zehn Fußminuten vom Museum entfernt.