Chinas nationale Energiebehörde analysiert derzeit den Bau weiterer inländischer Kernkraftwerke. Die Frage, ob die Volksrepublik in Zukunft den Ausbau der Atomkraft im eigenen Land vorantreiben wird, hat eine hitzige Debatte ausgelöst.
Die chinesische Atomkraftvereinigung hat nun einen Untersuchungsbericht über die ökologische Sicherheit inländischer Atomkraftanlagen veröffentlicht, demzufolge sie zu dem Schluss kommt, dass derartige Einrichtungen sicher seien.
Laut Professor Zhou Ruming, einem Mitglied der Vereinigung, wird sich die Auswirkung von flüssigem Atommüll auf das Grundwasser im erlaubten Rahmen halten – vorausgesetzt die Kernkraftwerke werden den Vorschriften gemäß geführt.
„Wenn Atomkraftwerke ordentlich geführt werden, wird die Strahlung, die von der Entsorgung flüssigen Atommülls ausgeht, nicht über die natürliche Umgebungsstrahlung hinausgehen. Das ist nicht unsere Vorhersage, sondern eine Tatsache, die auf Fakten aus den Erfahrungen Frankreichs und der USA beruht. Unser Land hat im Umgang mit flüssigem Atommüll bereits viele Methoden übernommen, die die Wasserqualität sicherstellen.“
Im Gegensatz zu Frankreich oder den Vereinigten Staaten ist China jedoch extrem dicht besiedelt und leidet unter Wasserknappheit. Hinzu kommt, dass das Land regelmässig von Erdbeben heimgesucht wird. Daher bezweifeln manche, dass in der VR geeignete Orte für den Bau von Kernkraftwerken gefunden werden können.
Chang Xiangdong, der stellvertretende Chefingenieur des Zentrums für nukleare Sicherheit, einer Agentur, die dem chinesischen Umweltschutzministerium direkt untersteht, zerstreut derartige Sorgen, indem er davon spricht, dass all dies in die Baumaßnahmen und die Auswahl des Bauplatzes miteinbezogen würde.
Alle bisherigen Atomanlagen seien unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten gebaut worden und zudem habe man aus der Katastrophe von Fukushima gelernt.
Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima hatten Deutschland, Italien und die Schweiz ihre Pläne über den Abbau von Atomkraftprojekten bekanntgegeben. Auch in China ist ein Moratatorium über den weiteren Bau von Atomanlagen verhängt worden.
Trotz der Risiken ist das Reich der Mitte auf Atomenergie angewiesen. „Chinas Stromverbrauch wird bald neun Trillionen Kilowattstunden pro Jahr betragen. Es ist kaum vorstellbar, dass wir diesen enormen Bedarf ohne Kernkraft decken können“, so Liu Baohua, der Vorsitzende der Atomkraftabteilung der nationalen Energiebehörde. Zudem diene ein Ausbau der Atomenergie auch der Optimierung der Energiestruktur des Landes, da momentan noch 75 Prozent der Energieversorgung aus Kohlekraftwerken stammt.