Die Jugend der Hauptstadt wächst und gedeiht, doch leider nicht auf eine gesunde Art und Weise. Fettleibigkeit macht sich unter ihnen breit. Obligatorischer täglicher Sportunterricht und gesundes Essen in der Mittagspause soll dem nun entgegenwirken.
In der Hauptstadt ist die Zahl der an Fettsucht leidenenden Jugendlichen von 14 Prozent im Jahre 2006 auf 20 Prozent im Jahre 2013 angestiegen – was deutlich höher ist, als der nationale Durchschnitt.
Jedes Jahr wird ein Bericht über den Gesundheitszustand der Bewohner der Hauptstadt verfasst, der aktuell an diesem Montag veröffenlicht wurde. Der Bericht ist ein Produkt der Zusammenarbeit von sieben Organisationen, darunter die Beijinger Kommission zur Gesundheitsförderung. Im Rahmen des Gesundheitsberichtes werden alle fünf Jahre Umfragen durchgeführt, die letzten Datenerhebungen entstammen dem Jahr 2010.
In jenem Jahr waren 19 Prozent der männlichen Schüler und 11 Prozent der weiblichen Schüler fettleibig.
Als Fettleibigkeit wird eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper bezeichnet. Zu einer Adipositas kommt es, wenn die Energiezufuhr, vor allem durch fettreiche Ernährung, den Energieverbrauch dauerhaft übersteigt. Die Adipositas führt zu Folgeerkrankungen und einer kürzeren Lebenserwartung.
Der sogenannte Body Mass Index (BMI), der das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße setzt, dient als Richtwert zur Einstufung einer Person als übergewichtig, fettleibig oder auch unterernährt. Um den BMI zu ermitteln wird die Körpermasse in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern geteilt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert einen BMI gleich oder größer 25 als übergewichtig, einen BMI gleich oder größer 30 als fettleibig.
Li Shilian ist Medizinerin in der Ernährungsbteilung des Beijinger Kinderkrankenhauses und warnt davor, dass fettleibige Jugendliche wesentlich anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochruck oder hohe Cholesterinwerte sind. Sie erkranken häufig an Vor-Diabetis, einem Zustand bei dem die Blutzuckerwerte darauf hindeuten, dass eine Erkrankung an Diabetes sehr wahrscheinlich ist.
Fettleibigkeit unter Jugendlichen und Erwachsenen birgt auch ein höheres Risiko unter Knochen- und Gelenkproblemen und Schlaflosigkeit zu leiden. Zudem bringt die Erkrankung oft auch soziale und psychische Probleme wie Stigmatisierung und ein gestörtes Selbstbewusstsein mit sich, so Li.
Seit den 1980er Jahren hat sich Adipositas weltweit verdoppelt. Einem Bericht der WHO zufolge litten im Jahr 2013 42 Millionen Kinder im Alter von unter fünf Jahren unter Fettleibigkeit.
Die Gründe für die Erkrankung sind komplex und vielschichtig und beeinhalten genetische, biologische, verhaltenspsychologische sowie kulturelle Aspekte. Oft sind auch schlechte Essgewohnheiten, zu süße, salzige und ölige Speisen oder schlichtweg Überernährung der Grund der Erkrankung. Auch Bewegungsmangel und unzureichende sportliche Betätigung begünstigen Fettleibigkeit und das Entstehen chronischer Krankheiten als Resultat.
Nachforschungen im Jahr 2012 ergaben, dass lediglich 30 Prozent der Grund- und Mittelschulen in Beijing täglichen Sportunterricht von zumindest einer Stunde vorsehen. 2013 wurde daher eine Bestimmung erlassen, die besagt, dass die Schulen der Hauptstadt ein tägliches Sportprogramm in den Lehrplan aufnehmen müssen. Den Schulen, die einen Mittagstisch anbieten, wurde nahegelegt gesunde Kost zu reichen.
Zur Verbesserung der Gesundheit der Hauptstädter verabschiedete das Gesundheitsamt von Beijing bereits im Jahr 2009 einen bis 2018 ausgelegten 10-Jahres-Gesundheitsplan, der bereits positive Resultate zeigt. So hat sich der durchschnittliche Salzkonsum der Beijinger von 13,4 auf 8,98 und ihr Ölverbrauch von 54,6 auf 35,15 Gramm reduziert.