Der chinesische Aktienmarkt verzeichnet einen erneuten Boom. Ausländische Medien sprechen bereits von einem Zentrumswechsel der globalen Börse von New York nach Shanghai. Doch in absehbarer Zukunft bleibt das wohl eher ein Traum.
Der Shanghai Composite Index hat sich in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. Seit Februar ist er von 3000 auf 4000 gestiegen. Die Chinesen sind im Börsenfieber: Die unzähligen Bewerbungen um neue Aktienkontos haben zu einem Systemausfall geführt; viele verkaufen sogar ihr Haus, um Aktien kaufen zu können. Optimisten gehen davon aus, dass die Hochsaison der chinesischen Börse weiter anhält.
„Wir haben uns bereits an Chinas Dominanz in der globalen Herstellungsindustrie gewöhnt. Jetzt werden wir wohl Zeuge davon werden, wie es auch die führende Rolle auf dem Finanzmarkt übernimmt“, hieß es in einem Kommentar der britischen Zeitung Daily Telegraph. Egal ob sich der Boom als Blase erweist oder nicht, China sei eine so große Volkswirtschaft, dass der steigende Aktienindex und die daraus hervorgehenden riesige Geldsumme die globalen Märkte ändern wird.
Seit Jahren dient der New Yorker Börsenmarkt als Barometer für die globale Börse. Das könnte sich in Zukunft ändern. „Ab 2015 genügt wohl der morgendliche Blick auf den Shanghaier Aktienmarkt, um ausreichend über den globalen Markt informiert zu sein“, schreibt Daily Telegraph weiter.
Die Chinesen selbst wollen sich hingegen nicht in Schwärmereien verlieren. Li Daxiao, Chefökonom des chinesischen Wertpapierhauses „Yingda Securities“, befindet die Prognose der britischen Medien für eher „unrealistisch“. Denn im Hinblick auf Umfang, Investorentypen, Finanzierungskapazität, Handelsmechanismus oder Internationalisierung sei die chinesische Börse mit der amerikanischen noch lange nicht zu vergleichen. „Die chinesische Börse ist mit ihrer nur etwas über 20-jährigen Erfahrung doch noch sehr jung.“ Die führende Stellung der USA auf dem Börsenmarkt zu ersetzen, sei laut Li noch ein Ziel in weiter Ferne.