Im Zuge erweiterter Reformen in der chinesischen Medizinbranche sehen sich Ärzte zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie wissenschaftliche Forschung und praktische Arbeit am Patienten miteinander vereint werden können.

Gegenwärtig legt das chinesische System zur Klassifizierung und Beschäftigung von Ärzten fest, dass Ärzte beim Erwerb höherer Titel wissenschaftliche Beiträge zu medizinischen Fachzeitschriften leisten müssen. Empirische Umfragen belegen, dass durch diese Anforderung ein Ungleichgewicht entstanden ist, da inzwischen viele Ärzte ihren Schwerpunkt auf wissenschaftliche Forschung und Veröffentlichungen legten. Die praxisorientierte Behandlung der Patienten werde hingegen zunehmend vernachlässigt.

Diesen Konflikt illustriert ein Beispiel aus einem Krankenhaus in der Provinz Hunan. Der dort tätige Arzt Yuan berichtet, dass zu seinen Aufgaben bis zu drei Operationen täglich gehörten, wobei er etwa sieben Stunden im Operationssaal stehen müsse. Für wissenschaftliche Forschung und medizinische Veröffentlichungen bleibe im Anschluss kaum noch Zeit und Kraft. Herr Yuan ist der Ansicht, dass ein Arzt in seiner Branche nur einen Fokus setzen könne: Entweder, er sei ein hervorragender Chirurg, der sich gänzlich auf Operationen konzentriere, oder er widme sich mit voller Kraft dem Verfassen wissenschaftlicher Artikel.

Diese Problematik untermalt ebenfalls der Arzt Li aus einem Kreiskrankenhaus der Provinz Hunan. Für seine Beförderung vom stellvertretenden Chefarzt zum Chefarzt müsse er nicht nur drei wissenschaftliche Abhandlungen in Kernmagazinen veröffentlichen. Er habe auch zusätzliche Qualifikationen vorzuweisen, unter anderem eine amtliche Englischprüfung zu bestehen und ein Zertifikat für elektronische Datenverarbeitung zu erwerben. Durch diese Mehrfachbelastung gingen viele Ärzte dazu über, Spezialisten zum Verfassen von Auftragsarbeiten aufzusuchen.