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Von Mohe bis Sanya, vom Vorurteil zur Harmonie (2)

(German.people.cn)
Freitag, 08. Dezember 2017
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4. Von Mohe in Heilongjiang bis nach Sanya auf Hainan hast du eine Strecke von 5.800 Kilometern mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die Erwartungen und Ziele zu Beginn der Reise entsprechen vermutlich nicht den Erfahrungen, die du letztendlich gemacht hast, oder? Wenn das der Fall ist, wie erklärst du dir das?

Am Anfang dieses Projektes habe ich mir die Reise in kleine Teilabschnitte geteilt, sonst wäre das Ziel fast unerreichbar geworden. Daher habe ich mich auf die nächste Stadt, das nächste Dorf usw. konzentriert und gehofft, in jedem Ort interessante Menschen zu treffen und die Kultur etwas kennenzulernen. Zu Beginn dachte ich auch, ich müsste jeden Tag streng nach Plan fahren und schnell viele Menschen interviewen, um so auf ein verlässliches Ergebnis zu kommen. Manche Menschen habe ich zum Beispiel mitten beim Straße kehren nach ihren Träumen gefragt, das muss für einige schon ziemlich seltsam gewesen sein.

Zwischendurch, in der Mitte Chinas, wurde es teilweise auch sehr anstrengend und die Motivation schwand. Mit der Zeit habe ich mich aber mehr treiben lassen, sah das Projekt als ein Geschenk an mich selbst und blieb teilweise länger an bestimmten Orten. Dieses 缘分 [dt. „Menschen zusammenführendes Schicksal”] mit den Leuten zeigte sich immer wieder und ließ neue Motivation entstehen. Und als ich nach insgesamt drei Monaten schließlich am Strand von Sanya ankam, schaute ich vom Meer zurück nach Norden zu all den Menschen, denen ich begegnet bin. Und dann fragte ich mich, wo der Weg mich als nächstes hinführt.

5. Was ist der Unterschied zwischen dem China, das du auf deiner Reise kennengelernt, das du aus Deutschland gekannt und das du an der Zhejiang-Universität kennengelernt hast? Wenn du deinen deutschen Freunden von der besonderen Erfahrung erzählst, welche Aspekte hebst du besonders hervor?

Das Chinabild, das wir aus Deutschland kennen, setzt sich aus politischen und wirtschaftlichen Aspekten sowie durch Stereotype zusammen. Das heißt wir sprechen über die Wirtschaftspolitik, die Außenpolitik und die politische Situation in China. Gleichzeitig denken wir in Stereotypen über ständig schlechte Luft, überfüllte Städte und arme Bauern auf Reisfeldern.

Das China, was wir aus den Vorlesungen kennen, bezieht deutlich mehr Quellen und unterschiedlichen Standpunkte aus den verschiedensten Blickwinkeln und Fachbereichen ein. Wir sprechen hier über den Wandel von China im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhunderte, sogar Jahrtausende und über komplexe Sachverhalte aus Kultur und Gesellschaft.

Und das China auf meiner Reise ist eher eine Momentaufnahme des Jetzt. Es bringt die momentane Lage des 老百姓 [dt. „gewöhnlicher Bürger”], seine Wünsche und das eigene Verständnis vom modernen China zum Ausdruck. Es ist sehr subjektiv und nicht wissenschaftlich fundiert, aber es ist authentisch und stellt den Mensch in den Mittelpunkt. Es lässt die Chinesen selbst zu Wort kommen, ihre eigenen Gedanken, frei von Beurteilung.

Wenn ich also deutschen Freunden von dieser Reise erzähle, dann erzähle ich von den Menschen, denen ich auf der Reise begegnete. Ich berichte von der Herzlichkeit und der Neugier, mit der ich in vielen Orten aufgenommen wurde. Und ich erzähle davon, dass ich während meiner Forschung zum Thema "Der chinesische Traum" mit der Durchquerung meinen eigenen kleinen Traum erfüllte.

6. „Gewissenhaft, ernst, gute Qualität“ – dasist der chinesische Gesamteindruck von Deutschland. Aber welchen Eindruck haben die Deutschen mittlerweile von China? Hat sich was verändert?

Hart arbeitend/fleißig, indirekt und klug sind Attribute, die bestimmt viele Deutsche den Chinesen zuschreiben. Ich stimme mit denen weitgehend überein. Jedoch möchte ich noch ein Attribut hinzufügen: harmonisch. Denn tatsächlich habe ich in China so gut wie keine negativen Erfahrungen gemacht, und das während ich oft mit mir völlig Fremden mitgelaufen bin oder im Freien geschlafen habe. In Deutschland lernen wir als Kinder, dass so etwas gefährlich sein kann. In China habe ich zwar schon streitende Menschen gesehen, aber noch nie öffentliche Gewalt mitbekommen und wurde auch noch nie selbst darin verwickelt. Dieses Streben nach Harmonie verbindet man im Ausland weniger mit China.


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