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Wiederaufleben konfuzianischer Erziehung in der Kritik

(German.people.cn)
Freitag, 10. Februar 2017
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Während konfuzianische Lehren wieder vermehrt vom Staat gefördert werden, regt sich zugleich auch Unmut über die Rückkehr des Konfuzianismus, den manche als unterdrückend kritisieren.

Kinder rezitieren klassische Texte in der Stadt Rizhao der Küstenprovinz Shandong. (Foto: China Daily)

Die Zentralregierung plant, Schüler ein Buch lesen zu lassen, welches sie dazu ermutigen soll, immer auf ihre Eltern und Lehrer zu hören. Der Schritt hat zu einer öffentlichen Kontroverse geführt. Einige Experten befürchten, dass das Dizigui, „Leitfaden für gute Schüler und Kinder“, lediglich Gehorsam lehrt.

Der Staatsrat veröffentlichte im Januar Richtlinien, um bis 2025 große Erfolge bei der Forschung mit Bezug zur traditionellen Kultur, bei Bildung, Bewahrung, Weitergabe, Innovation und Austausch zu erzielen. Der internationale Einfluss von Chinas Kultur soll eine „entscheidende Stärkung“ erfahren.

Diesen Richtlinien nach soll dass das Buch Dizigui aus der Zeit der Qing-Dynastie (1644 – 1911) Teil des Lehrplans an Grundschulen werden. Das Buch, welches nur aus 360 Sätzen besteht, hat zum Thema, wie man ein guter Schüler und ein gutes Kind sein kann und ruft Leser dazu auf, dem traditionellen konfuzianischen Moralkodex zu folgen: „Wenn meine Eltern mich instruieren, gehorche ich respektvoll. Wenn meine Eltern mich schelten, muss ich dies akzeptieren und mich ihnen fügen.“

Gedankenloser Gehorsam

Xu Fanchi, ein Experte vom Nanshe-Forschungsinstitut für Traditionelle Kultur von Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu, denkt, dass das Dizigui das Konzept des Gehorsams übertreibe, da es Jugendliche dazu anhalte, ihren Eltern und Lehrern blind zu gehorchen.

Xu zufolge wurde das Buch von Urhebern eines Pyramidensystems verwendet, um Mitglieder einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Im April 2016 verhaftete die Polizei in Hefei, Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Anhui, Mitglieder eines lokalen Pyramidensystems und fand bei jedem Mitglied eine Kopie des Dizigui, wie Hefei Evening News berichtete. „Der Geist der Pyramidensysteme ist bedingungsloser Gehorsam gegenüber den höheren Ebenen und steht damit im Einklang mit den Ideen des Dizigui“, wie ein Mitglied des Pyramidensystems gegenüber Hefei Evening News aussagte.

Jedoch hat das Buch in den letzten Jahren bereits an vielen Schulen in ganz China trotz dieser Kritik an Popularität gewonnen. Rund 20 Schulen in Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan, verpflichteten 2015 ihre Schüler zum Lesen des Buches. Einige Schulen hielten sogar Prüfungen ab, wie die lokale Zeitung Chengdu Evening News berichtete.

2015 ließ eine Privatschule in Shanghai über 750 Schüler Passagen aus dem Dizigui im Rahmen einer Zeremonie rezitieren. In Kleidung wie zu Zeiten der Han-Dynastie (206 v. Chr – 220 n. Chr.) sagten die Schüler Auszüge der konfuzianischen Klassiker auf, welche eine „ideale Welt“ beschreiben.

Im Mai 2015 knieten 28 Schüler in Jiangmen in der südchinesischen Provinz Guangzhou vor ihren Eltern nieder und wuschen im Rahmen einer Dizigui-Veranstaltung die Füße ihrer Eltern, wie die Lokalzeitung Jiangmen Daily berichtete.

Allerdings meint Xu, dass wahre Pietät nicht durch eine einmalige Angelegenheit erlernt werden könne. „Es ist eine Gewohnheit, die sich im Laufe der Jahre entwickelt und sollte durch das elterliche Beispiel gelehrt werden.“ Neben dem Lernen der irreführenden Ideen des Dizigui seien auch nur wenige Lehrer in der Lage, den Schülern über das Buch hinaus etwas beizubringen. Einige Sprüche seien mehrdeutig und schwierig zu verstehen, erklärt Xu und fügt hinzu, dass die Schüler das Wesen ohne richtige Anleitung wahrscheinlich nicht erfassen können.

Zhang Jian, Leiter einer Arbeitsgruppe des chinesischen Bildungsministeriums, ist der gleichen Ansicht. Er sagte im Januar der Nachrichtenagentur Xinhua, dass viele Menschen – darunter auch Experten – das Buch missverstehen. Einigen Gelehrten zufolge hat das Buch Unrecht, wenn es Kinder auffordert, die Medizin der Eltern vorzukosten, wenn sie krank sind, da gesunde Menschen keine Medizin nehmen sollten. „Aber eigentlich bedeutet diese Passage, dass sie prüfen sollten, ob die Medizin zu heiß für die Eltern ist“, erklärt Zhang.

Die Quintessenz der Kultur

Laut Zhang Guoyun, dem Direktor der Tianjiabing-Mittelschule in Chengdu, kann das Dizigui helfen, Schülern Patriotismus, Sorge für die Gesellschaft und Persönlichkeit mitzugeben, wie Chengdu Evening News berichtete.

Ren Dengdi, Dekan des Fachbereichs Chinesische Kultur an der Mingyuan-Universität in Beijing, sagte gegenüber Global Times, obwohl das Dizigui gegen „kritisches Denken“ sei, welches im Westen gefördert werde, sei es die Essenz der chinesischen Kultur. „Dieses Buch betont die Fortsetzung der chinesischen Gesellschaft, indem es Menschen dazu anhält, ein gutes Verhältnis mit ihren Eltern und Lehrern aufzubauen“, so Ren. Es helfe zudem dabei, die Macht der Herrscher des Landes und die soziale Ordnung aufrechtzuerhalten.

Westliche Kultur, welche Individualität schätze, vertrage sich nicht mit der chinesischen Gesellschaft, so Ren. Da Schüler heutzutage eine eher westliche Erziehung erhalten, sei es notwendig, dass Bücher wie jenes von Di Zi Gui popularisiert werden. 

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