Text von Hua Fang, Beijing
Ende November wurde das „Deutsch-Chinesische Jahr für Schüler- und Jugendaustausch 2016“ (im Folgenden abgekürzt als „Jugendaustausch 2016“) in der norddeutschen Hafenmetropole Hamburg abgeschlossen. In dessen Rahmen organisierte auch die Gesellschaft des Chinesischen Volkes für die Freundschaft mit ausländischen Staaten (CPAFFC) einige Veranstaltungen.
People’s Daily Online hat den stellvertretenden Direktor der Europa-Abteilung der CPAFFC, Lü Hongwei, zum Interview eingeladen. Lü erklärt die bedeutende Rolle der CPAFFC beim „Jugendaustausch 2016“.
Lü Hongwei (links) im Interview
Welche Funktionen hatte die CPAFFC beim „Jugendaustausch 2016“?
Das Programm „Jugendaustausch 2016“ wurde durch ein Abkommen der Staatsoberhäupter beider Länder beschlossen. Das chinesische Bildungsministerium und das deutsche Auswärtige Amt haben die Serien großer Veranstaltungen geleitet. Die CPAFFC war aktiv beteiligt, hat in diesem Rahmen insgesamt drei Veranstaltungen erfolgreich organisiert, die auch in Deutschland ein großes Medienecho hervorgerufen haben. Alle Ziele wurden erreicht. Wir haben unseren Beitrag zum „Jugendaustausch 2016“ geleistet.
Das Schlüsselwort der Veranstaltungsreihe ist Jugendaustausch. Was sind die Besonderheiten des Jugendaustauschs im Vergleich zu anderen Austauschprogrammen? Wo liegt der Schwerpunkt?
Chinas ehemaliger Staatspräsident Mao Zedong hat gesagt, dass die Jugendlichen wie die Sonne um acht oder neun Uhr morgens sind und die Zukunft der Jugend gehört. Die Jugendlichen sind die zukünftigen Träger guter Länderbeziehungen. Durch den „Jugendaustausch 2016“ können sich die Jugendlichen beider Länder vorab miteinander verständigen, was eine große Rolle für die zukünftige Entwicklung der Beziehungen zwischen China und Deutschland spielt.
Welche Aufgaben hat der „Jugendaustausch 2016“?
Erstens können sich die Jugendlichen beider Länder durch die Veranstaltungen näher kommen. Im Vergleich zu Erwachsenen haben sie aufgrund von Zeit- und Kostenproblemen weniger Austauschgelegenheiten mit dem Ausland. Solche Veranstaltungen bieten eine Plattform für den internationalen Jugendaustausch und sind gut für die zukünftige Entwicklung.
Zweitens wurden im Rahmen des „Jugendaustauschs 2016“ eine Reihe praktischer Veranstaltungen organisiert, darunter große Veranstaltungen wie die Eröffnungs- und Abschlusszeremonien, an der auch hochrangige Vertreter beider Staaten teilgenommen haben, aber auch Dialogveranstaltungen zwischen den Kindern, wissenschaftliche Seminare sowie U16-Fußballfreundschaftsspiele.
Welche Veranstaltung beeindruckte Sie am stärksten?
Die CPAFFC hat insgesamt drei Veranstaltungen organisiert. Für mich persönlich ist das Thema Fußball am interessantesten. Ich bin Fußballfan, spiele selbst und schaue mir gerne Fußballspiele an. China fördert jetzt Campusfußball, mit einem Grund, warum wir und die deutsche Seite solche Fußballspiele organisieren. Wir möchten, dass die Jugendlichen von klein ein Interesse am Fußball entwickeln und ihre Fertigkeiten im Fußball vertiefen. Es ist das zweite Mal, dass Freundschaftsspiele in der Volksrepublik ausgetragen werden. Zuvor fanden bereits zwei Turniere in Deutschland statt.
Zwei deutsche Mannschaften und vier chinesische Mannschaften haben am diesjährigen Turnier teilgenommen. Die Spiele fanden im August in der nordostchinesischen Stadt Shenyang (Hauptstadt der Provinz Liaoning) statt, danach reisten die beiden deutschen Mannschaften in die nordchinesische Hafenstadt Qingdao (Provinz Shandong). Ich bin der Meinung, dass die Kinder sich ziemlich über die Spiele freuen. Auf dem Rasen sind alle Kinder fokussiert auf den Ball. Off-Field werden sie zu guten Freunden, was mich sehr freut.
Was ist Ihr Eindruck von den deutschen Jugendlichen?
Erstens besitzen sie im Vergleich zu den chinesischen Jugendlichen mehr internationale Erfahrung. Die europäischen Staaten haben mehr Gelegenheiten für den Schüleraustausch. Zweitens sind die deutschen Kinder sehr fleißig beim Lernen von Englisch, besitzen gute Englischkenntnisse. Drittens haben die deutschen Kinder von klein auf die Angewohnheit, hart zu arbeiten. Sie betrachten Fußball als Teil ihres Lebens, verstehen und begreifen Fußball von klein auf, insbesondere bei der Taktik. Auf körperlicher Ebene sind die chinesischen Kinder ausreichend groß und gelenkig. Trotzdem fehlt es ihnen im Fußball noch an Erfahrung. Aber im Vergleich zu früher haben chinesische Kinder bereits große Fortschritte gemacht. Sie fürchten sich nicht mehr vor interkultureller Kommunikation und sind dabei sehr höflich, repräsentieren ganz gut den Charakter der gegenwärtigen chinesischen Kinder.
Was kann China bei der Erziehung Jugendlicher von Deutschland lernen?
Meiner Meinung nach sind deutsche Kinder aufgrund der traditionellen deutschen Kultur sehr diszipliniert und ernsthaft. Außerdem betonen sie den individuellen Charakter, verschmelzen und verbinden die typische deutsche Ernsthaftigkeit mit der Artikulation eigener Eigenschaften. Zudem glauben sie, dass Fußball ein Teil des Lebens ist und das Lernen nicht beeinträchtigt. Klaus Schlappner, der ehemalige Trainer der chinesischen Nationalmannschaft, sagte, dass Kinder, die gute Fußballkenntnisse besitzen, auch gut lernen können. Bezüglich der Bildung chinesischer Kinder lässt sich sagen, dass Lernen ein Teil ihres Lebens, aber eben nicht alles ist. Kinder spielen von Natur aus gerne. Das Fußballspiel ist auch gut für die Stärkung des Teamgeists. Die meisten chinesischen Kinder sind Einzelkinder. Teamsport, insbesondere der große Ballsport, ist gut für ihre Entwicklung und ihren Eintritt in die Gesellschaft.
Gibt es noch Missverständnisse zwischen China und Deutschland?
Es gibt noch Missverständnis, weil die Informationen nicht symmetrisch sind. Ich bin der Meinung, dass die Medien, insbesondere einige deutsche Medien, teilweise die Schuld daran tragen. Ihre Berichte sind nicht umfassend und tief genug, manchmal sogar etwas verkehrt. Aber die Menschen besitzen keine natürliche Grenze, die vermittelnden Organisationen sollten eine bessere Arbeit leisten. Zur Thematisierung kognitiver Unterschiede hat die CPAFFC viele ausländische Gäste nach China eingeladen. Am Ende ihres Chinabesuchs sagen viele Ausländer, dass sie mit China große Gedanken und Gefühle verbinden.
Was für eine Organisation ist die CPAFFC, welche Besonderheiten hat sie im Vergleich zum offiziellen Auswärtigen Amt?
CPAFFC wurde im Jahr 1954 gegründet und ist eine chinesische Volksgesellschaft, die für die internationale Kommunikation tätig ist. Sie spielt eine wichtige Rolle in der gesamten Diplomatie des Landes und ist eine starke Ergänzung der offiziellen Diplomatie. Chinas Staatspräsident Xi Jinping forderte im Jahr 2012 auf einer Konferenz der CPAFFC, dass sie in der Volksdiplomatie eine führende, in der öffentlichen Diplomatie eine entscheidende und bei der Kooperation chinesischer und ausländischer Lokalverwaltungen eine Brückenrolle spielen sollte. Neben der traditionellen Kommunikation mit ausländischen Organisationen und Personen sollen wir durch Foren, Seminare, Aufführungen und Spiele Volksdiplomatie und öffentliche Diplomatie stärken. Gleichzeitig haben wir auch die wichtige Funktion der Koordination und Verwaltung der Städtepartnerschaften zwischen China und Deutschland. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es mehr als 2.300 solcher Freundschaftsbeziehungen auf provinzieller und städtischer Ebene.
Wie können sich die CPAFFC und der offizielle diplomatische Dienst ergänzen?
Die Arbeit der CPAFFC besitzt nach meiner Auffassung einen langfristigen Charakter und fördert die Kommunikation. Dies lässt sich weder kurzfristig noch schnell umsetzen. Kooperation ist möglich, wenn die Menschen sich einander vertrauen und nebeneinander sitzen können.
Was sind die zukünftigen Pläne der CPAFFC?
Wir werden viele kulturelle Austauschveranstaltungen organisieren, zum Beispiel im Bereich Musik. Wir möchten die moderne chinesische Musik und Jazzmusik nach Deutschland bringen. Die kulturelle Kommunikation muss die Beliebtheit beim Publikum berücksichtigen, denn wir suchen nach gemeinsamen Interessen. Wir werden weiterhin Fußball-Freundschaftspiele organisieren. Des Weiteren werden wir auch mit deutschen Organisationen und großen Unternehmen kooperieren, um den Dialog zwischen Studenten beider Länder zu fördern.