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Verschärfung des Klarnamenzwangs für Discounter

(German.people.cn)
Mittwoch, 07. September 2016
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Chinas Mobilfunkdiscounter, die Ende 2013 zur Belebung des Telekommunikationssektors antraten, gerieten dieses Jahr aufgrund einer Reihe von Telefonbetrügereien in die Schlagzeilen. Strengere Verordnungen und der neuliche Todesfall einer Schülerin erschweren das ohnehin unrentable geschäftliche Umfeld.

Vor zwei Jahren begrüßten Verbraucher den Einzug von Mobilfunkdiscountern (Mobile virtual network operator, MVNO) im chinesischen Telekommunikationssektor, der lange von drei traditionellen Netzbetreibern beherrscht wurde. Sie erhalten mittlerweile mehr Spott als Beifall.

2013 öffnete die Regierung die Tore des MVNO-Geschäfts, indem sie Drittversorgern erlaubte, paketweise Telekommunikationsdienstleistungen von den drei Netzbetreibern, China Mobile, China Unicom and China Telecom zu kaufen.

Das Geschäft hat nach Expertenaussagen den Telekommunikationssektor nicht sonderlich gestärkt, stattdessen aber Telefonbetrügereien einen fruchtbaren Boden bereitet.

Die kritischen Bemerkungen folgten dem Tod von Xu Yuyu, einer Schülerin aus Linyi, Provinz Shandong in Ostchina, die im August einen Herzinfarkt erlitt, nachdem ein Telefonbetrüger sie um fast 10000 Yuan (1332 Euro) erleichterte, die ihre Familie für die Universitätsgebühren angespart hatte.

Die Schwindler riefen sie von einer 171er-Nummer an bereitgestellt von MVNOs.

Die Tragödie war nur eine von vielen, die sich aus der neuerlichen Schwemme an Telefon-Betrügereien in China ergaben.

Von November 2015 bis April 2016 waren laut Daten des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) 140.000 Handynummern an kriminellen Telefon-Betrügereien beteiligt. 60000 davon wurden durch MVNOs vergeben.

Lockere Aufsicht

In China ist es für MVNOs aus verkaufstaktischen Gründen üblich, SIM-Karten ohne Identitätsaufnahme zu verkaufen, sagte Wang, Manager eines Beijinger MVNOs.

Während traditionelle Telekommunikationsanbieter mittels häufiger Kurznachrichten aggressiv auf eine Klarnamen-Registrierung drängen, kümmern sich die MVNOs anscheinend kaum um die Umsetzung dieser Vorschrift, die als wirksam für die Verfolgung von Betrügern erachtet wird.

„Früher in diesem Jahr hielt die MIIT, die nationale Telekommunikationsaufsicht, eine Sitzung mit einem MVNO zur Forcierung der Klarnamenregistrierung. Die Unternehmensleitung erschien einfach nicht“, sagte Xiang Ligang, ein unabhängiger Telekommunikationsexperte aus Beijing, am Sonntag gegenüber Global Times. Xiang weigerte sich, den Namen des Unternehmens bekannt zu geben.

Laut des Berichts einer MIIT-nahen Zeitung im Mai haben sich 92 Prozent der Mobilfunknutzer mit ihrem echten Namen registriert. Acht Prozent oder fast 100 Millionen Nutzer sind demnach nicht erfasst.

Laut Xiang wurden MVNOs in China zu spät eingeführt. Bei ihrer Ankunft hatten die drei Telekommunikationsunternehmen bereits den grössten Teil des Marktes unter sich aufgeteilt und wenig zurückgelassen.

2015 hatten die MVNOs 20,5 Millionen Kunden, oder ungefähr 1,5 Prozent der chinesischen Mobilfunknutzer, berichtete das IT-Nachrichtenportal tech.sina.com.cn im Januar.

Wenige werden überleben

Gemäß aktueller Verordnungen müssen Chinas Telekommunikationsunternehmen bis zum 30. Juni 2017 die Identität aller Kunden verifizieren. Nutzern, die bis dahin keine Identifikation zur Verfügung stellen, wird gekündigt.

Das MIIT gab am 26. August bekannt, dass es MVNOs, welche die Registrierungsregeln nicht erfüllen können, keine Lizenzen mehr erteilen wird.

Zudem schmälerten sich die Absatzwege für SIM-Karten, die keine Klarnamenregistrierung benötigen. Taobao, Chinas größter Online-Handelsplatz, hat am Mittwoch den SIM-Karten-Verkauf sowohl von MVNOs als auch von traditionellen Telekommunikationsanbietern auf seiner Plattform verboten.

Auf das unrentable Geschäft und die strengeren Verordnungen anspielend, sagte Xiang voraus, dass ungefähr 90 Prozent der aktuellen MVNOs aus dem Geschäft gesiebt und nur drei bis fünf überleben werden.

MVNO-Manager einschließlich Wangs sorgen sich um die Zukunft ihrer Unternehmen und gaben zu, dass der Fall Xu ihre Geschäfte in China erschwert.

Im Laufe der letzten Wochen warnen einige Medienkanäle einschließlich China Central Television die Verbraucher vor Anrufbeantworter-Anrufen, deren Nummer mit 170 oder 171 (MVNO-Nummern) beginnt.

„Nach dem Telefon-Betrugsfall in Shandong werden mehrere unserer Großkunden möglicherweise nicht mehr mit uns zusammenarbeiten. Der Grund ist einfach. Sie wollen nicht als Betrüger betrachtet werden, die 17er-Nummern verwenden, wurde Jiang Zhixiang, CEO des Beijinger MVNO Sharing Mobile, am Samstag in The Economic Observer zitiert.

Wang glaubt allerdings, dass sein Chef dank der ursprünglichen Kundenbasis keine Absichten hegt, sich aus dem Sektor zurückzuziehen.

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