Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping wird der Tschechischen Republik vom 28. bis 30. März einen Staatsbesuch abstatten. Tschechien ist die einzige Station in Europa, die Xi auf seinem Weg zum Nukleargipfel in Washington besucht.
Von Kou Jie
Quelle: Global Times und People's Daily
Der Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping soll den richtigen Ton im Hinblick auf die einst komplizierten Beziehungen der beiden Länder treffen und China dabei helfen, seinen Einfluss in den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) zu festigen, meinen Beobachter.
„Durch die Tatsache, dass China die Tschechische Republik als Xis einzige Station in Europa ausgewählt hat, sendet es ein starkes Signal. Es erachtet die Tschechische Republik als bedeutenden Kooperationspartner in Europa und möchte die gegenseitige Zusammenarbeit im Rahmen der ‘One Belt, One Road’-Initiative und dem ‘16+1 Mechanismus’ stärken”, erklärt Zhao Junjie, Forscher am Institut für Europastudien der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften gegenüber Global Times.
China gab am Mittwoch bekannt, dass Xi der Tschechischen Republik vom 28. bis 30. März einen Besuch abstatten wird, bevor er zum Nukleargipfel nach Washington weiterreist.
Xi ist der erste chinesische Präsident, der die Tschechische Republik besucht. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zeigt Xis Besuch den immer engeren Austausch auf hoher Ebene und das zunehmende solide politische Vertrauen zwischen den beiden Ländern. Es handelt sich um Xis ersten Aufenthalt in einem mittel- und osteuropäischen Staat seit seinem Antritt als Chinas Staatsoberhaupt.
Wie die tschechische Nachrichtenagentur berichtete, werden beide Seiten während des Besuchs die weitere Zusammenarbeit in den Bereichen Fertigung, wissenschaftliche Forschung, Luft- und Raumfahrt, Gesundheitswesen, Landwirtschaft, Energie und Tourismus stärken.
Freundliche Geste
„Der Besuch zeigt Chinas Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik zu stärken und ist eine Antwort auf die freundliche Haltung des Landes gegenüber China”, so Zhao.
Auch wenn die Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen in den 67 Jahren der Entwicklung zeitweise etwas gehemmt waren, hätten sich die Beziehungen aufgrund der Bemühungen beider Länder enorm verbessert, meint Cui Hongjian, Leiter der Abteilung für EU-Studien am China Institute of International Studies gegenüber Global Times.
Die Tschechische Republik wurde einst aufgrund ihrer aktiven Versuche, die Beziehungen zu Taiwan und dem Dalai Lama zu entwickeln als unfreundliches Land in Bezug auf China wahrgenommen.
Seit dem Amtsantritt von Miloš Zeman als Staatspräsident der Tschechischen Republik bemühe sich dieser laut Zhao darum, mit Vorurteilen aufzuräumen. Er unterstützt eine pragmatische Wirtschaftsdiplomatie, die die beiden Länder Zhao zufolge in eine neue Ära überführt hat.
Am 3. September des vergangenen Jahres hat Zeman als einziges Staatsoberhaupt der EU und NATO-Mitglied an Chinas Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges teilgenommen.
Die vertieften bilateralen Beziehungen haben fruchtbare Ergebnisse in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder erzielt, was dazu geführt hat, dass die Tschechische Republik der zweitgrößte Handelspartner Chinas in der Region Mittel- und Osteuropa und China der weltweit zweitgrößte Handelspartner der Tschechischen Republik ist. Im Jahr 2015 übertrafen die bilateralen Handelsumsätze 11 Milliarden US-Dollar.
Die beiden Nationen werden ihre Wirtschaftsbeziehungen während des Besuches vertiefen, vor allem in den Bereichen erneuerbare Energien und Infrastruktur, zumal China laut Zhao an den Erneuerbaren Energietechnologien der Tschechischen Republik interessiert ist und Tschechien an Chinas Hochgeschwindigkeitszügen.
Die Tschechische Republik hofft, zum Dienstleistungszentrum der chinesischen Finanzeinrichtungen in der MOEL-Region sowie zur Drehscheibe des Luftverkehrs in diesem Gebiet zu werden.
Laut Xinhua wird Xi bei seinem Staatsbesuch in seiner Funktion als Staatsoberhaupt den „16+1 Mechanismus”, das Kooperationsformat zwischen China und den MOEL, erneut zur Sprache bringen.
Der Sitzungsmechanismus 16+1 wurde im Jahr 2012 eingeführt, um die gegenseitige Kooperation zu stärken und die Beziehungen zwischen China und den MOEL zu fördern.
Die Tschechische Republik ist Zhao zufolge gut positioniert, um China dabei zu helfen, seine Beziehungen zu den MOEL zu intensivieren, zumal ihr BIP pro Kopf eines der höchsten in der Region ist und sie als starke politische Macht fungiert.
Laut lokalen Medienberichten erwartet sich Zeman während Xis Besuch chinesische Investitionen in Höhe von rund 1,88 Milliarden US-Dollar und den Abschluss von 20 Abkommen.