Seit den späten 1970er Jahren zieht Wang Fuchun als „Dieb“ durch Chinas Züge.
Doch Wang ist nicht etwa ein Taschendieb, er ist seit vielen Jahren beim Staat angestellt und fotografiert in dessen Auftrag das Leben auf Chinas Streckennetz. Er bezeichnet sich selbst als „Dieb“, da er glaubt die Realität in seinen Bildern nur einfangen zu können, wenn er nicht vorher um Erlaubnis fragt.
Bewaffnet mit seiner Kamera und gehüllt in einen Mantel, steift er durch volle Waggons und schießt Bilder seiner „Beute“ auf deren Reisen. Seine Arbeit bietet eine einmalige Perspektive auf Chinas Weg in die Moderne und den großen kulturellen Wandel.
Neuerdings hat er jedoch seine verdecktes Vorgehen aufgegeben und versucht stattdessen, als Teil eines neuen Projektes, die Menschen in seinen alten Aufnahmen zu identifizieren.
Der heute 73-jährige Wang möchte herausfinden, was aus den nichtsahnenden Stars seiner Bilder geworden ist.
„Es gibt eine Art von mobiler Gemeinschaft in Zügen. Sie umfasst jeden Aspekt der Gesellschaft: das Gute, das Schlechte, das Schöne, das Hässliche,“ sagt er. Obgleich sich Wang danach sehnt zu erfahren, wer seine Fotomotive sind, glaubt er, dass seine Bilder auch für sich stehen könnten als Momentaufnahmen der Geschichte.
Ein nackter Junge erleichtert sich in eine Blechdose, 1992. [Foto/Xinhua]