In den letzten Wochen gab es fast ausschließlich negative Nachrichten über Chinas Aktienmarkt. Die Partnerschaft zwischen den Börsen in Shanghai und London, über die hinter den Kulissen derzeit diskutiert wird, könnte das aber schon bald ändern.

China und Großbritannien suchen offenbar nach einer Möglichkeit, den Aktienhandel an den Börsen in Shanghai und London miteinander zu verlinken. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag mitteilte, haben die beiden Börsenverwaltungen bereits eine entsprechende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Hinter diesem Vorhaben verbirgt sich der Wunsch der beiden Länder, den Austausch zwischen ihren Finanzmärkten zu intensivieren.

Der britische Schatzkanzler George Osborne wird am Dienstag in Shanghai eine Rede halten. Dass er sich als Ort für seine Rede ausgerechnet für die Börse – das Symbol für Chinas Kapitalmarkt – entschieden hat, zeigt das große Interesse der Briten an einer Partnerschaft mit der Shanghaier Börse. Der Grund für Osbornes derzeitigen China-Besuch ist der alljährlich einmal stattfindende Wirtschafts- und Finanzdialog zwischen den beiden Ländern.

Das Management der Shanghaier Börse wollte sich am Montag weder über die Details des Osborne-Besuchs noch über einen Zeitplan für eine allfällige Partnerschaft mit der Londoner Börse äußern.

Mit der Ankündigung der geplanten Partnerschaft soll nach Ansicht der Finanzanalysten das Vertrauen der Anleger wieder gestärkt werden, nachdem die Kurse auf den Aktienmärkten in China und dem Ausland zuletzt stark nach unten gezeigt hatten.

Mit der Aussicht auf eine Erweiterung des Marktzugangs für ausländische Investoren hoffe die Führung in Beijing, den chinesischen A-Aktienmarkt wieder in Fahrt zu bringen, meint Wang Yang von der Wirtschaftsprüfungsfirma EY. Nach Ansicht von Wang wäre es umgekehrt ganz im Interesse der britischen Regierung, wenn mehr chinesisches Kapital an der Börse in London angelegt würde.

Für Xu Hongcai vom China Center for International Economic Exchanges unterstreicht die angestrebte Börsen-Partnerschaft in erster Linie das gegenseitige Interesse der beiden Länder, im finanziellen Bereich künftig enger zusammenzuarbeiten. „London hofft, dass sich mehr chinesische Firmen an seiner Börse notieren lassen werden, Beijing wiederum erachtet London als Schlüsselmarkt für die weitere Internationalisierung des Yuan“, so Xu.

Im November 2014 wurden bereits die Börsen in Hongkong und Shanghai miteinander verknüpft. Seither ist es Anlegern in der Sonderverwaltungszone und auf dem Festland möglich, jeweils an der anderen Börse gelistete Papiere zu handeln. Die Verlinkung der Börsen in Shanghai und London dürfte nach diesem Vorbild erfolgen, mit ähnlichen Handelsregeln und Investitionsquoten.