Laut der chinesischen Staatlichen Kommission für Gesundheit und Familienplanung gibt es bisher keinen Termin für eine allgemein gültige Zwei-Kind-Politik.
Die Kommission wollte am Mittwoch einen Bericht des China Business Network, wonach die Regierung möglicherweise noch im laufenden Jahr landesweit zwei Kinder pro Familie erlauben werde, nicht bestätigen. Experten brachten in der Beijing Morning Post unterdessen ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass eine Umsetzung im Jahr 2016 folgen werde.
Yang Wenzhuang, Direktor der Familienplanungsberatung der genannten Kommission, hatte am 10. Juli erklärt, dass die Lockerung der Familienplanungspolitik 2013 eine solide Grundlage für die künftigen Anpassungen der Geburtenregulierung gelegt habe. Demnach dürfen Paare, von denen ein Partner Einzelkind ist, ein zweites Kind haben. Die Zahl der Ehepaare, die derzeit qualifiziert sind, betrage zirka elf Millionen. Dieser Erklärung habe man nichts Neues hinzuzufügen, hieß es von Verantwortlichen aus der Kommission bezüglich des Medienberichts.
Nach der Lockerung kamen in China im letzten Jahr 16,8 Millionen neue Staatsbürger auf die Welt, laut Statistik 470.000 mehr als 2013. Yang prognostizierte einen weiteren Anstieg im laufenden Jahr. Es benötige weitere politische Anpassungen, um die große demographische Herausforderung des Staats zu bewältigen, nämlich, die Probleme in der Bevölkerungsstruktur. Besonders die rapide Alterung habe sich auf das wirtschaftliche Wachstum ausgewirkt, betonte Yang.
Lu Jiehua, ein Soziologieprofessor an der Peking-Universität, teilte der Beijing Morning Post am Mittwoch mit, die neue Politik könnte möglicherweise im kommenden Jahr, oder im ersten Jahr des 13. Fünfjahresplans umgesetzt werden. Lu fügte hinzu, eine umfassende Zwei-Kind-Politik könnte eine Verlangsamung des Alterungstrends in China unterstützen. Er zeigte sich überzeugt, dass neue Regelungen diesbezüglich schnellstmöglich in Kraft treten werden, jedoch sei es unmöglich, diese Aufgabe noch innerhalb dieses Jahres zu realisieren.
Wang Guangzhou forscht am Institut für Bevölkerung und Arbeitsökonomie an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. Auch er hat seine Unterstützung für eine weitere Lockerung der Politik geäußert. Im Jahre 2012 hatte Wang dem Staat bereits geraten, eine Übergangspolitik auszulassen. In ausgewählten Provinzen des Landes sollte in einem Pilotprogramm allen Paaren ein zweites Kind erlaubt werden.
Bis Ende 2014 lebten in China 915,8 Millionen berufsfähige Menschen im Alter von 16 bis 59 Jahren. Dies entspricht einem Rückgang von 3,71 Millionen gegenüber dem Vorjahr. Es ist außerdem der dritte Rückgang in Folge. Heutzutage gelten große Familien als Last, der Trend gehe zur Kleinfamilie, erklärte Lu von der Peking-Universität weiter. Faktoren wie finanzielle Situation, Wohnung, Bildung und Alter haben sich auf die Geburtenrate ausgewirkt. Offiziellen Statistiken zufolge haben bis Ende 2014 nur gut eine Millionen der elf Millionen berechtigten Ehepaare ein zweites Kind beantragt.