Das Ende der landesweiten Hochschulaufnahmeprüfung wirkt sich in China auf verschiedene Bereiche aus. Während es wirtschaftlich gesehen für Kaufkraft sorgt, führt es in gesellschaftlicher Hinsicht zu einem Anstieg der Scheidungsrate.
Das Ende der landesweiten Hochschulaufnahmeprüfungen bringt auch das Ende vieler Ehen mit sich.
Nach Beendigung der chinesischen Hochschulaufnahmeprüfungen ist in China ein Gipfel an Scheidungen zu verzeichnen. Nachdem die Schüler die landesweit wichtigste Prüfung, die über die universitäre Laufbahn entscheidet, und auf die sie sich ein ganzes Jahr lang vorbereiten, beendet haben, lassen sich im Reich der Mitte alljährlich eine Vielzahl von Eltern scheiden.
Laut Scheidungsanwalt Zhou Hao aus Wuhan in der Provinz Hubei ist es in den vergangen Jahren in den Monaten Juni bis September, also nach dem Abschluss der sogenannten Gaokao, zu einem verstärkten Anstieg an Scheidungen gekommen.
Seit Ende der diesjährigen Hochschulaufnahmeprüfungen hat Zhou bereits 30 Anfragen für Scheidungsberatungen bekommen. Mindestens 20 davon stammen von Müttern, deren Kinder an den diesjährigen Prüfungen teilgenommen haben.
Auch der Psychologe Jia Hongwu hat knapp 30 ähnliche Anfragen erhalten. In einem Fall hatte ein Ehepaar aus Wuhan aus Rücksicht auf ihre Tochter fünf Jahre lang heile Welt gespielt, obwohl die Ehe schon vor langer Zeit in die Brüche gegangen war und es sich vor fünf Jahren bereits auf eine Scheidung geeinigt hatte. Bis zum Abschluss der Hochschulaufnahmeprüfung, was in diesem Jahr erfolgte, wollten die Eltern ihrer Tochter keinen zusätzlichen Stress auferlegen. Sie hatten die Sorge, dass sich Familienstreitigkeiten negativ auf ihre schulische Laufbahn und die Prüfungsergebnisse auswirken könnten.
Psychologe Jia hat dem Paar nun dazu geraten, das Scheidungsprozedere noch ein wenig hinauszuzögern und die Tochter erst noch eine Zeit lang aufzubauen, zu stärken und zu unterstützen, da sie bald in die Universität eintreten wird. Denn seiner Meinung nach stellt der Unieintritt nach solch einer harten Prüfung wie der Gaokao eine psychische Stresssituation dar, die nicht zu unterschätzen ist.
Auch Hochzeitsexpertin Zhou Min ist der Meinung, dass Eltern ihre Scheidungen nach hinten verlegen sollten, um ihren Kindern einen reibungslosen Eintritt und eine sorgenfreie Aufnahme ihrer universitären Laufbahn zu ermöglichen.