In diesen Tagen zieht ein Student viel Aufmerksamkeit auf sich, denn obwohl er sehr qualifiziert scheint und sogar 65 Prüfungszeugnisse vorweisen kann, hat er bisher keine geeignete Arbeitsstelle gefunden. Wer trägt die Schuld daran?

Besagter Student heißt Sun Mengtao und er studiert derzeit im vierten Semester in der zentralchinesischen Provinz Henan an einer Hochschule, deren Bekanntheit längst nicht an die der chinesischen Elitenuniversitäten heranreicht.

Trotzdem ist er sehr fleißig und hat in den vergangenen Jahren 65 Prüfungszeugnisse erhalten. Seine Leistungen stehen zum zweiten Mal in Folge auf dem ersten Platz unter allen Studenten desselben Jahrgangs. Praktische Erfahrungen konnte er schon während eines Praktikums als Assistent des Vorstandsvorsitzenden einer großen Firma sammeln. Bei so vielen Qualifikationen steht er dennoch ohne eine Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz da. So stellt sich die Frage: Sind Kompetenzen oder der Name der Hochschule wichtiger?

Sun Mengtao hat sich zusammen mit seinen 65 Zeugnissen fotografieren lassen und dann das Foto mit folgenden Worten online gestellt: „Nach dem Studienabschluss haben wir nichts. Was wir haben, ist nur uns selbst. Jeder kann sehr fähig sein. Jeder sollte seine eigene Bühne bekommen. Aber wo ist meine Bühne?“

Das Zeugnis ist wichtig, der Name der Hochschule ist es auch, aber noch sehr viel wichtiger sind die eigentlichen Kompetenzen. In China ist die Tendenz erkennbar, dass immer mehr Studenten viel Zeit, Energie und Geld für Prüfungsvorbereitungen investieren, um ihrer Meinung nach wertvolle Zeugnisse zu erhalten und in Zukunft bei der Jobsuche konkurrenzfähiger zu sein.

Die Arbeitgeber haben sehr unterschiedliche Anforderungen an die Hochschulabsolventen, doch wenn sie mit so vielen Zeugnissen über zusätzliche Qualifikationen konfrontiert werden, sinkt der Wert dieser Nachweise. Die Schwierigkeiten, mit denen Sun Mengtao bei seiner Arbeitssuche konfrontiert wird, sollten daher den chinesischen Studenten eine Warnung sein: Weniger Zeugnisse über zu viele verschiedene Qualifikationen sammeln, als vielmehr eine Verbesserung der schon vorhandenen, persönlichen Kompetenzen anstreben.