Michael Clauss ist seit Herbst 2013 Deutschlands Botschafter in Beijing. Was ihn in China bisher am meisten beeindruckt hat, warum er die Aufarbeitung der Vergangenheit für zentral erachtet, und was er in der Freizeit tut, erfahren Sie hier.
Herr Clauss, Sie sind seit September 2013 der deutsche Botschafter in China. Warum haben Sie sich entschieden, das Mandat anzunehmen?
Deutschland und China sind die beiden größten Gewinner des Ende des Kalten Krieges. China hat sich seitdem zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickelt. Es ist heute Deutschlands wichtigster Partner in Asien und Deutschland ist Chinas wichtigster Partner in Europa. Unsere Beziehungen werden immer enger. Hieran mitzuwirken, hat mich sehr gereizt.
Was für Gefühle hatten Sie, als Sie von der Ernennung zum Botschafter in China erfahren haben? Und wie haben Sie sich Ihre Arbeit in China vorgestellt: Interessant, leicht oder schwierig?
Es war mir klar, dass angesichts der Dichte und Bedeutung der deutsch-chinesischen Beziehungen, diese Ernennung anspruchsvolle Aufgaben mit sich bringt. Deshalb habe ich diesen Posten sehr gerne übernommen.
Was ist Ihre eindrucksvollste Erfahrung bisher in China, die Sie mit unseren Lesern teilen möchten. Was machen Sie in der Freizeit?
Die große Fußballbegeisterung der Chinesen und ihre tolle Unterstützung für die deutsche Nationalmannschaft während der Fußball-WM haben mich nicht nur sehr beeindruckt, sondern auch gerührt.
Zu meiner Freizeitbeschäftigung: Ich bin ein begeisterter Langstreckenläufer. Sofern es die Luftwerte erlauben, gehe ich auch in Peking häufig laufen.
Welche Orte in China haben Sie besichtigt, und was hat Sie dabei beeindruckt? Wie beurteilen Sie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Chinas?
Ich habe bisher 14 Regionen und Provinzen besucht. Ich bin dabei auf große Gastfreundschaft und tiefes Interesse an weiteren Reformen von Wirtschaft und Gesellschaft gestoßen. China steht heute vor eine Fülle von Herausforderungen: ein sich verlangsamendes Wachstum, steigende Verschuldung, die deutlich sicht- und fühlbare Umweltverschmutzung oder auch die enormen sozialen Unterschiede. Das rasante Wirtschaftswachstum hat zu einem enormen Reformbedarf geführt. Die vom 3. und 4. Plenum beschlossenen Reformen werden zentral für die weitere Entwicklung des Landes sein.
Auf welche Arten tauschen Sie sich mit den gewöhnlichen Chinesen aus? Haben Sie auch chinesische Bekannte, die Ihnen bei der Arbeit und der Eingewöhnung in China geholfen haben?
Ich lerne täglich viele Chinesen aus allen Schichten kennen, dienstlich und privat. Ich erfahre die Menschen dabei als sehr offen, freundlich. Dies hat mir bei meiner Eingewöhnung in China sehr geholfen.