Die Zahl der Einwohner Chinas im arbeitsfähigen Alter von 16 bis 60 Jahren hat im dritten Jahr in Folge weiter abgenommen. Ende 2014 gehörten dem Staatlichen Statistikamt zufolge 915,83 Millionen Einwohner Chinas zu dieser Gruppe, das waren 3,71 Millionen Arbeitsfähige weniger als noch ein Jahr davor.
Dem von der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Blaubuch zufolge wird sich der Abwärtstrend der arbeitsfähigen Bevölkerung in China auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Von 2020 bis 2030 wird die Zahl jedes Jahr um weitere rund acht Millionen zurückgehen.
Während einerseits also die arbeitsfähige Bevölkerung ständig weiter abnimmt, beschleunigt sich andererseits die Alterung der Bevölkerung immer weiter. Dem Staatlichen Statistikamt zufolge waren 2014 in China mehr als 200 Millionen Einwohner über 60 Jahre alt, das entspricht 15,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dabei haben 10,1 Prozent aller Einwohner Chinas das 65 Lebensjahr erreicht oder überschritten. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass der Anteil der Senioren in China zwischen 2030 und 2040 bei mehr als einem Viertel der Gesamtbevölkerung liegen wird und die Gesellschaft damit überaltert ist. Für Gao Qingbo von der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften wird die Tatsache einer überalterten Gesellschaft beträchtliche Veränderungen in der wirtschaftlichen und sozialen Situation Chinas nach sich ziehen:
„Gegenüber jungen Leuten sind Senioren weniger produktiv. Damit wird sich unser Produktionsmodell bestimmt verändern. Zudem brauchen Senioren neben Alltagsgütern Medikamente und medizinische Dienstleistungen. Und das wird neben dem Produktionsmodell auch unser Konsummodell verändern."
Gao Wenshu von der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften sieht schon jetzt gewisse negative Auswirkungen des Rückgangs der arbeitsfähigen Bevölkerung und der beschleunigten Alterung der Bevölkerung auf das Wachstum. Gleichzeitig wachse aber der Druck auf den gesamten sozialen Bereich:
„Langfristig wird die Familienplanungspolitik gelockert werden müssen, damit überhaupt genügend Einwohner im arbeitsfähigen Alter nachwachsen können. Inzwischen können Ehepaare zwei Kinder haben, falls einer der Ehepartner ein Einzelkind ist. Künftig wird der Trend ganz zwangsläufig in Richtung einer uneingeschränkten Zwei-Kind-Politik gehen. Andererseits wird sich die inzwischen gelockerte Familienplanung erst in knapp 20 Jahren auf den Arbeitsmarkt auswirken. Kurzfristig bleibt daher nur der Weg, dem Rückgang der Zahl der Arbeitskräfte durch eine höhere Qualifikation der verbleibenden Arbeitskräfte zu begegnen."