Nach Aufhebung des Euro-Mindestkurses zum Franken vor einer Woche reagierten die Märkte mit massiven Verlusten. Das Abkommen zwischen China und der Schweiz von gestern dürfte dem Finanzplatz Schweiz wieder etwas Auftrieb verleihen.
In Anwesenheit von Premier Li Keqiang und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga haben China und die Schweiz am Mittwoch ein Finanzabkommen unterzeichnet, das dem Bankenplatz Zürich den Weg zum Offshore-Yuan-Handelsplatz ebnet. Die Unterzeichnung erfolgte am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos.
China gewährt der Schweizer Handelskapitale im Rahmen seines Programms für Qualifizierte Ausländische Institutionelle Investoren (QFII) eine Quote von 50 Milliarden Yuan (7 Milliarden Euro). Damit können Investoren in der Schweiz in Zukunft direkt in der chinesischen Landeswährung Renminbi in Chinas Finanzmärkte investieren.
Zur Abwicklung dieser Yuan-Transaktionen soll in Zürich eine chinesische Bank eröffnet werden. Noch fehlt allerdings die Zustimmung der Schweizer Behörden. Es wäre die erste Filiale einer chinesischen Bank im Bankenland Schweiz.
Die Voraussetzungen für den Renminbi-Hub in Zürich wurden im vergangenen Juli mit der Unterzeichnung eines Swap-Abkommens zwischen der Schweizer Nationalbank und der chinesischen Zentralbank geschaffen. Ziel des Hubs ist die Erleichterung von bilateralen Handelsgeschäften und Investitionen.
Zürich ist nach Luxemburg, London, Frankfurt am Main und Paris die fünfte europäische Stadt, die sich für das im Jahr 2011 von der chinesischen Regierung lancierte QFII-Programm beworben hat. Nach Angaben von Chinas Devisenaufsichtsbehörde haben sich im vergangenen Jahr 71 internationale Finanzinstitutionen am Programm beteiligt. Insgesamt wurden Investitionen in Höhe von über 250 Milliarden Yuan (35,3 Milliarden Euro) gebilligt.
Ding Yifan vom Zentrum für Entwicklungsforschung des chinesischen Staatsrats geht davon aus, dass diese Summe weiter zunehmen wird. Die Städte in Europa würden zunehmend größeres Interesse an Renminbi-Geschäften zeigen, weil sie das Potenzial der chinesischen Landeswährung erkannt hätten. Das QFII-Programm trage nicht nur zur Internationalisierung des Renminbi bei, sondern es reduziere auch das Risiko für chinesische Unternehmer, weil es ihnen erlaube, ihre Im- und Exporte direkt in Renminbi und nicht mehr wie bis anhin in Euro oder US-Dollar abzuwickeln, erklärt Ding.
Nach Ansicht des Schweiz-Kenners Dong Jinyi, der von 2008 bis 2010 als Botschafter in Bern amtete, drückt das am Mittwoch unterzeichnete Finanzabkommen die Zuversicht der Schweiz in den Renminbi aus.