Innerhalb von zehn Jahren will China ein eigenes Großraumpassagierflugzeug entwickeln. Zuerst aber müssen geeignete Zulieferer gefunden werden. Mit dem neuen C929 will das Land langfristig mit Airbus und Boeing konkurrieren.
Verantwortlich für die Konstruktion des bisher größten chinesischen Passagierflugzeugs zeichnet die staatlich unterstützte Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC). Der sogenannte C929 soll mehrere Hundert Passagiere befördern können. Damit wäre er ein großer Fortschritt – sowohl gegenüber der 158- oder 168-plätzigen C919, die derzeit entwickelt wird, als auch gegenüber dem Regionaljet ARJ21, der sich bereits in der Testphase befindet und 78 bis 90 Passagieren Platz bietet.
Die Inbetriebnahme des neuen Großraumflugzeugs soll bereits im Jahr 2023 erfolgen. Zuerst müssen allerdings noch geeignete Zulieferfirmen gefunden werden. Die COMAC will die Flugshow vom kommenden Dienstag im südchinesischen Zhuhai nutzen, um für ihr neuestes Projekt zu werben.
Die technischen Herausforderungen für den Bau eines Großraumpassagierflugzeugs sind enorm. Einige Experten vergleichen sie gar mit den Schwierigkeiten einer Mondmission. Die Regierung in Beijing betrachtet den Aufbau einer eigenen Industrie für Passagierflugzeuge als nationale Priorität, weil China damit in einen exklusiven Kreis von einer handvoll Ländern aufsteigen würde.
Zur Entwicklung eines eigenen Großraumpassagierflugzeugs, mit dem China mit den ausländischen Marktführern Airbus und Boeing konkurrieren könnte, wurde im Mai ein Abkommen mit Russland unterzeichnet, das eine strategische Partnerschaft zwischen der COMAC und der russischen United Aircraft Corporation (UAC) vorsieht.
„Russland und China arbeiten schon länger zusammen, um gewisse Dinge herauszufinden. Jetzt sind sie zu Gesprächen und Ideen von Lieferanten bereit“, bestätigt Briand Greer von der amerikanischen Firma Honeywell, die Komponenten und Systeme für den C919 und den ARJ21 liefert.
Zuerst allerdings muss sich die COMAC auf ein Design für ihr neues Flugzeug festlegen. Bereits jetzt ist klar, dass die Passagiermaschine zwei Gänge haben wird und für fünfstündige Reisen innerhalb von Asien eingesetzt wird – und nicht etwa für Interkontinentalflüge von zwölf bis 14 Stunden. Der C929 würde damit mit dem neuen Regionaljet aus der Airbus-Familie 330 konkurrieren, der im nächsten Frühjahr in Betrieb genommen wird. Maschinen vom Typ A330 können zwischen 200 und 400 Passagiere befördern.
Die COMAC wollte sich auf Anfrage nicht zu diesem Thema äußern.